Wenn etwas nicht funktioniert, dann mach was Anderes – das ist offenbar das Motto flexibler chinesischer Geschäftsleute. Auch in Afrika. Seit Jahren plagt sich He Jianhua mit der unzuverlässigen Belieferung von Obst-Püree für seine Firma 3 D Juice, die seit 2018 in der Eastern Industry Zone nahe der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba Saft herstellt.
Der chinesische Safthersteller 3D Juice will seine Produktpalette in Äthiopien vergrößern.
Dabei ist das ostafrikanische Land mit seinen vielen Klimazonen wie gemacht für den Anbau einer Vielzahl von Obstsorten. Es wachsen reichlich Bananen, Mangos, Papaya bis hin zu Äpfeln oder Kirschen. Dass es die Früchte trotzdem oft nicht bis zum Verbraucher schaffen und auch nicht bis zur Weiterverarbeitung, liegt an fehlenden Kühlketten und einigen anderen Problemen.
Wer also in Äthiopien einen abgepackten Fruchtsaft kauft, bekommt mit einiger Wahrscheinlichkeit Saft oder Konzentrat aus dem Ausland . Wegen der schwierigen Rohstoffversorgung steuert 3 D Juice jetzt um und erweitert seine Produktpalette. Die neuen Maschinen dafür stehen schon in der Fabrik – und werden Vorprodukte aus Neuseeland verarbeiten.
Herr He, woher kommt das Püree für Ihren Fruchtsaft?
Teils aus Äthiopien und teils aus dem Ausland. Das lokale Konzentrat stammt von Africa Juice, einem niederländischen Unternehmen aus dem oberen Awash-Tal in Äthiopien. Es ist eines der wenigen Unternehmen in Äthiopien, das eigene Plantagen betreibt und Obst im industriellen Maßstab verarbeitet. Zusätzliche Importe sind manchmal notwendig, weil die Mengen aus der lokalen Versorgung für die Bedürfnisse der Produktion nicht stabil genug sind.
Haben Sie in Äthiopien viele Konkurrenten?
Anders als noch vor fünf Jahren gibt es heute in Äthiopien tatsächlich in- und ausländische Safthersteller. Leider sind wir zu spät in den äthiopischen Markt gekommen, und außerdem müssen wir jetzt mit importierten Produkten konkurrieren. Im Einzelnen hat jedes Unternehmen seine eigenen Kundenkanäle. Letztlich ist technologische Innovation erforderlich, um wettbewerbsfähig zu sein.
Hilft man sich in der Branche manchmal gegenseitig?
Wie Sie vermutlich wissen, ist der äthiopische Markt in der Regel nicht sehr transparent. Unter chinesischen Geschäftsleuten teilen und tauschen wir Informationen per E-Mail und Wechat aus, dem in China sehr beliebten Messenger-Dienst.
Was ist die größte Herausforderung für Ihr Unternehmen?
Derzeit sind es Devisenversorgung, Marktnachfrage und Rohstoffversorgung, wobei die Rohstoffe das Wichtigste sind. Könnten wir genügend Rohstoffe in Menge und Qualität aus Äthiopien beziehen, dann müssten wir keine Devisen für Importe beschaffen.
Sie erwähnten technologische Innovationen. Wie wettbewerbsfähig ist Ihre Produktionstechnologie?
Wir haben genügend Produktions- und Betriebserfahrung und müssen das nur im Alltag gut umsetzen. Wir verwenden seit vier Jahren eine chinesische Abfülllinie der Marke Meicheng, die ohne Probleme läuft. Um die Technik kümmern sich unsere 30 chinesischen Mitarbeiter, die ein Fünftel der Belegschaft stellen.
Was ist denn das für eine Maschine da drüben?
Das ist die Ausrüstung für die neue Joghurtlinie, die wir in etwa fünf Monaten in Betrieb nehmen wollen. Wesentliches Ausgangsmaterial für diese Produktion wird übrigens Milchpulver sein, das wir aus Neuseeland importieren werden, weil äthiopische Milch schwer zu verarbeiten ist.
Das Interview führte Ulrich Binkert von Germany Trade & Invest im Mai 2022.
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