Madagaskar ist nach Indonesien der flächenmäßig zweitgrößte Inselstaat weltweit und eines der ärmsten Länder der Welt. Das frankofone Land an der Ostküste Afrikas hat großen Investitionsbedarf in den Bereichen Infrastruktur, Bergbau und Landwirtschaft.

Die madagassische Bevölkerung wächst und damit die Nachfrage nach Nahrungsmitteln. Investitionen in den Agrarsektor sowie die Nahrungsmittelindustrie bieten daher nicht nur interessante Geschäftsfelder, sondern sind auch für die Versorgung dringend nötig. Beim Export spielen Vanille und Nelken eine überregional wichtige Rolle.

Der verarbeitende Sektor besteht zu großen Teilen aus Konsumgüterproduzenten und Zulieferern für den Bausektor. Viele Hotels sind renovierungsbedürftig, dabei ist der Tourismus eine wichtige Devisenquelle. Im lokalen Bauwesen ist der madagassische Staat der größte Auftraggeber. Ausschreibungen werden insbesondere in den Bereichen Straßenbau, Energie und Wasser/Abwasser veröffentlicht. Unter Madagaskars roter Erde liegen vielfältige Bodenschätze, wie Nickel, Kobalt, Chrom. Die teils vielversprechenden Bohrungen nach Öl und Gas vor der Westküste locken Investoren.

Das Länderprofil wurde zuletzt im August 2023 aktualisiert.

Afrika-Experte Ulrich Binkert

Mehr politische Stabilität nährt die Hoffnung, dass Madagaskar sein wirtschaftliches Potenzial endlich stärker nutzt. Deutsche Firmen sind bisher kaum dabei. Wie sich gegen die in Afrika oft übermächtige Konkurrenz aus China punkten lässt, macht Frankreich vor.

Ulrich Binkert GTAI-Reisekorrespondent für Ostafrika


Daten und Fakten Madagaskar

SWOT-Analyse

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Strengths Stärken

  • Über 29 Millionen Menschen (2023) und ein jährlicher Zuwachs von etwa 700.000 machen Madagaskar zum bevölkerungsreichsten Markt unter den Inseln im Indischen Ozean
  • Internationale Geberorganisationen engagieren sich wieder zunehmend
  • Reichtum an natürlichen Ressourcen (Agrarland und Mineralien)
  • Zugehörigkeit zur Southern African Development Community (SADC) erleichtert Markterschließung von Südafrika aus
W

Weaknesses Schwächen

  • Die Bevölkerung ist eine der ärmsten weltweit (Pro-Kopf-Einkommen: etwa 523 US-Dollar pro Jahr); geringe Kaufkraft für Konsumgüter
  • Isolierte geografische Lage erschwert und verteuert die Marktbearbeitung
  • Bei Investitionen: Hohe Kosten für Energie, Wasser und Transport
O

Opportunities Chancen

  • Bausektor: Hoher Bedarf an Infrastruktur in den Bereichen Wohnungs-/Straßenbau, Energie, Wasser und Telekommunikation
  • Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie: Produktion für den lokalen Markt und den Export (unter anderem Kaffee, Gewürze, Vanille, Tropenfrüchte)
  • Bergbau: Abbau Nickel, Ilmenit und Grafit (geplant)
  • Tourismus: Aufbau und Betrieb von Hotels und Lodges
T

Threats Risiken

  • Eingeschränkte politische Stabilität verringern die Planbarkeit von Investitionen
  • Zunehmende Devisenknappheit: Die madagassische Zentralbank wies im Juni 2023 Unternehmen an, Fremdwährungskonten zu schließen
  • Behörden stehen unter Druck, Steuern einzutreiben; dies führt zu teilweise hohen Nachforderungen bei der Steuerabrechnung
  • Probleme bei der Finanzierung von Geschäften; Staat und Privatsektor fehlt Kapital

Potenzialbranchen in Madagaskar

Bergbau und Rohstoffe

Madagaskar verfügt über zahlreiche Bodenschätze, unter anderem Nickel, Titansande, Kobalt und Seltene Erden. Nach jahrelangem Stillstand könnte angesichts hoher Weltmarktpreise Bewegung in den Sektor kommen. Speziell bei Graphit, das bei E-Autos zum Einsatz kommt, rechnen Branchenkenner mit Investitionen. Neu verabschiedete rechtliche Rahmenbedingungen schaffen Klarheit für die Minengesellschaften, was potenzielle Investoren begrüßen dürften. 

Energiewirtschaft

Der Bedarf an Investitionen im madagassischen Stromsektor ist hoch, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. Der staatliche Stromversorger Jirama ist dringend sanierungsbedürftig, sodass der Staat sich für privates Engagement in Form von Independent Power Producer (IPP) oder Public Private Partnership (PPP) öffnet. Der Aufbau von Inselnetzen in entlegenen Regionen ist von großer Bedeutung. Gefragt sind Beratung und Zulieferung von technischen Komponenten. 

Wasser und Umwelt

Die Wasserversorgung hat dringende Priorität auf Madagaskar. In den kommenden Jahren ist mit Investitionen vor allem in Antananarivo sowie in den Sekundärstädten des Landes zu rechnen. Auch wird die Abwasserentsorgung aufgrund zunehmender Umweltprobleme immer wichtiger. In der Hauptstadt ist neben einer verbesserten Fäkalentsorgung auch die kontrollierte Ableitung von Regenwasser geplant. Deutschen Unternehmen bieten sich Zuliefer- und Beratungsmöglichkeiten.

Landwirtschaft

Kleinbauern und Agrarunternehmen suchen Partnerschaften mit ausländischen Unternehmen, die Ausrüstung, Know-how und Kapital beisteuern können. Geschäftsmöglichkeiten bietet der Agraranbau für den Export. Typische Ausfuhrprodukte sind Vanille, Kaffee, Nelken, Kakao, Gewürze und Tropenfrüchte. Märkte in Übersee fragen auch gesundheitsfördernde Gewächse wie Ylang-Ylang, Aloe Vera, Kaktusfeigenkernöl und Geranium verstärkt nach. Diverse Produzenten verarbeiten sie zu ätherischen Ölen oder Kosmetika.

Bauwirtschaft

Der madagassische Bausektor ist im internationalen Vergleich klein. Ingenieur- und Architekturdienstleistungen sowie Zulieferungen zum Beispiel von Baustoffen, Armaturen, Baumaschinen und Werkzeugen sind dennoch zunehmend gefragt. Interessant sind Bauprojekte von privater Seite, bei denen auf gute Qualität geachtet wird (etwa im Tourismus). Ähnliches gilt für Infrastrukturprojekte, die von westlichen Gebern finanziert werden. Neben dem Bau neuer Straßen könnten Aufträge im Wasser- und Energiebau winken.

Mehr Brancheninfos

Germany Trade & Invest (GTAI) bietet weitergehende Informationen zu aussichtsreichen Branchen in Madagaskar

Die Analysen beleuchten neben der Marktentwicklung auch politische Rahmenbedingungen, aktuelle und geplante Projekte sowie Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.

Marktzugang

Rechtliche Rahmenbedingungen

Gewerbliche Wareneinfuhr und Zoll

Arbeitsmarkt und Löhne

Das Kompetenzzentrum Training (Aus- und Weiterbildung) der AHK Südliches Afrika (BMWK Skills Experts Programm) bietet deutschen und lokalen Unternehmen sowie Bildungsanbietern Informationen und Beratung rund um das Thema Berufsbildung.

Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen

In Madagaskar sind viele bilaterale und multilaterale Geber aktiv. Die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank und andere stellen Finanzierung für Vorhaben der öffentlichen Hand bereit. Aus diesen geberfinanzierten Projekten resultieren viele Aufträge, die ab gewissen Schwellenwerten international ausgeschrieben werden. Dies sind in erster Linie Tender für den Einkauf von Consultingleistungen, aber auch für Liefer- und Bauleistungen.

Bei Germany Trade & Invest finden Sie aktuelle

Unterstützung beim Markteinstieg in Madagaskar

Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika und weitere Institutionen der Außenwirtschaftsförderung bieten verschiedene Maßnahmen in ausgewählten Branchen an, um deutschen Unternehmen die Erschließung des Zielmarktes Madagaskar zu erleichtern.

Beratungsgutscheine Afrika

Das BMWK unterstützt den Markteinstieg deutscher KMU in Afrika. Unternehmen erhalten bis zu 85 Prozent der Kosten für maximal 15 Beratungstage.

Investitionsgarantien des Bundes Neues Fenster zu "Investitionsgarantien des Bundes".

Die Investitionsgarantien sichern Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Madagaskar gegen politische Risiken ab und unterstützten Projekte vor Ort.

Export­kredit­versicherungen für Privatwirtschaft Neues Fenster zu "Export­kredit­versicherungen für Privatwirtschaft".

Die Hermesdeckungen schützen Exporteure und Banken bei Geschäften mit madagassischen Handelspartnern vor wirtschaftlich und politisch bedingten Zahlungsausfällen.

Import Promotion Desk Madagaskar Neues Fenster zu "Import Promotion Desk Madagaskar".

Das Import Promotion Desk (IPD) fördert den Import von natürlichen Zutaten aus Madagaskar, die für Lebensmittel, Pharmazie- und Kosmetikprodukte verwendet werden.

Kompetenzzentrum Sourcing südliches Afrika Neues Fenster zu "Kompetenzzentrum Sourcing südliches Afrika".

Das Kompetenzzentrum der AHK Südliches Afrika vernetzt europäische Unternehmen unterschiedlicher Branchen mit geeigneten Zulieferern aus dem südlichen Afrika.

Kompetenzzentrum Erneuerbare Energien und Energieeffizienz Neues Fenster zu "Kompetenzzentrum Erneuerbare Energien und Energieeffizienz".

Das Kompetenzzentrum der AHK Südliches Afrika in Kapstadt berät Unternehmen vor Ort und bietet Marktinformationen zur Energiewirtschaft.

Kompetenzzentrum Corporate Social Responsibility Neues Fenster zu "Kompetenzzentrum Corporate Social Responsibility ".

Das Kompetenzzentrum der AHK Südliches Afrika bietet Unternehmen eine Plattform für den Informations- und Erfahrungsaustausch rund um CSR-Themen.

Kompetenzzentrum Wassermanagement Neues Fenster zu "Kompetenzzentrum Wassermanagement ".

Das Kompetenzzentrum der AHK Südliches Afrika fördert den Austausch zwischen Unternehmen aus Deutschland und dem südlichen Afrika rund um das Thema Wasserwirtschaft.

Kompetenzzentrum Industrie Neues Fenster zu "Kompetenzzentrum Industrie".

Das Kompetenzzentrum der AHK Südliches Afrika unterstützt den Markteinstieg von Unternehmen in der Branche Industrie- und Konsumgüter.

Kompetenzzentrum Landtechnik und Lebensmittel Neues Fenster zu "Kompetenzzentrum Landtechnik und Lebensmittel".

Das Kompetenzzentrum der AHK Südliches Afrika ist Anlaufstelle für Unternehmen, die vor Ort im Bereich Landtechnik und Verarbeitung von Lebensmitteln tätig sind.

Komptenzzentrum berufliche Bildung Neues Fenster zu "Komptenzzentrum berufliche Bildung".

Mit dem Skills Experts Programm unterstützt das Kompetenzzentrum der AHK Südliches Afrika Unternehmen und Bildungsanbieter.

Kontakte und weiterführende Links

Beratung für Ihr Madagaskar-Geschäft

Ansprechpartner vor Ort

Kontakt Deutsche Botschaft Antananarivo

Madagaskar +261 20 222 38 02

E-Mail schreiben

Weiterführende Informationen

Erfahrungsberichte von Unternehmen in Madagaskar

Konsumgüter: Absatzmärkte für Kugelschreiber in Afrika

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