
Westend61 / LOUIS CHRISTIAN
Sicher vertäut: Containerschiff im Hafen von Kapstadt, Südafrika
Viele Unternehmen fragen sich, was es mit der EU-Initiative auf sich hat und wie sie davon profitieren können. Der Experte Wilhelm Emmrich von Germany Trade & Invest liefert Antworten auf die häufigsten Fragen.
"Mehr Sichtbarkeit und politische Flankierung"

Herr Emmrich, was ist Global Gateway?
Global Gateway ist am besten als eine Initiative zu verstehen, die verschiedene Aktivitäten der EU und ihrer Mitgliedstaaten in Entwicklungs- und Schwellenländern unter einem Label bündelt. Hintergrund ist: Der Bedarf an Infrastruktur in jenen Ländern ist enorm. Aktuell wird er am sichtbarsten von China bedient. Mit dem gemeinsamen Global-Gateway-Label möchte Europa sein vielfältiges Engagement im Infrastrukturbereich und angrenzenden Branchen geeint präsentieren. Die EU setzt dabei auf ein nachhaltiges Angebot mit hohen Umwelt- und Sozialstandards.
Was hat es mit den 300 Milliarden Euro auf sich? Gibt es Fördergeld für Unternehmen?
Global Gateway ist kein klassisches Förderprogramm. Es gibt keinen EU-Topf mit 300 Milliarden Euro, aus dem sich Unternehmen direkt bedienen könnten. Die genannten 300 Milliarden Euro sind ein Investitionsziel. Das heißt: Die EU und ihre Mitgliedstaaten wollen zwischen 2021 und 2027 Investitionen in Höhe von 300 Milliarden Euro anschieben. Eine wichtige Rolle spielen dabei die europäischen Entwicklungsbanken wie die Europäische Investitionsbank und die deutsche KfW-Entwicklungsbank.
Welchen Mehrwert hat Global Gateway für Firmen?
Mehr Sichtbarkeit und politische Flankierung sind die zwei Aspekte, die Unternehmen gegenüber GTAI immer wieder als Mehrwert von Global Gateway nennen. So berichtet das Unternehmen MCA Deutschland im GTAI-Interview, dass es dank seines Global-Gateway-Leuchtturmprojekts in Angola deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Das Telekommunikationsunternehmen AFR-IX telecom verweist auf die Bedeutung von politischer Unterstützung für eigene Projekte, gerade in schwierigen Märkten. Hier finden Sie diese und weitere Interviews mit Firmen, die an Global Gateway beteiligt sind.
Darüber hinaus profitieren Firmen – wenn auch indirekt – von den verbesserten Finanzierungsmöglichkeiten, die durch die Investitionsgarantien des Europäischen Fonds für Nachhaltige Entwicklung Plus (European Fund for Sustainable Development Plus, EFSD+) bereitgestellt werden.
Was bietet GTAI zu Global Gateway an?
GTAI bietet umfangreiche Informationen zu Global Gateway, darunter Erklärungen zur Initiative sowie Analysen einzelner Leuchtturmprojekte. Passend zu Global Gateway hat GTAI eine Vielzahl von Angeboten für deutsche Unternehmen:
- tiefgründige Berichte zu Geschäftschancen in neuen Märkten, auch in Entwicklungs- und Schwellenländern.
- In unserer Datenbank finden Sie Ausschreibungen und Projektfrühinformationen für Vorhaben in der Entwicklungszusammenarbeit.
- GTAI bietet Informationen zum sicheren Zugang zu kritischen Rohstoffen.
- Über den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft berichtet GTAI ebenfalls umfänglich.
- Mit dem Markterschließungsprogramm (MEP) unterstützen wir kleine und mittlere Unternehmen bei ihrem Einstieg in ausländische Märkte.
- Mit der Exportinitiative Gesundheitswirtschaft informieren und begleiten wir deutsche Unternehmen der Branche bei der Erschließung neuer Auslandsmärkte.
Welche weiteren Unterstützungsangebote gibt es für Unternehmen?
Für konkrete Geschäftsanliegen empfehlen wir, Kontakt zu folgenden Organisationen aufzunehmen:
- Auslandshandelskammern
- Deutsche Botschaften und EU-Delegationen in den Partnerländern
- Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und Partners in Transformation
- Exportfinanzierung: Euler-Hermes
- Investitionsgarantien des Bundes: PwC
- Finanzierung: Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG)
Was sollten Unternehmen im Auge behalten?
Aktuell streichen viele europäische Länder ihre Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit zusammen. Entscheidend für die zukünftige Finanzierung von Global Gateway wird jedoch der nächste mehrjährige Finanzrahmen der EU werden: Er wird bereits 2025 verhandelt und von 2028 bis 2034 gelten.
Das Interview führte Ulrich Binkert von Germany Trade & Invest im April 2025.
Global Gateway und die Suche nach dem Ansprechpartner
Mit ihrer Global-Gateway-Initiative will die EU besonders Afrika helfen. Aber auch den eigenen Firmen. Denen wird bei Fragen nicht immer geholfen.
Text: Ulrich Binkert
Bei Global Gateway geht es um 300 Milliarden Euro, die Hälfte davon für Afrika. So weit, so beeindruckend. Wie es funktionieren soll, ist nicht so klar. Von einer Initiative ist die Rede, um Energie, Verkehr und Digitales zu vernetzen. Das viele Geld soll mobilisiert werden.
Nun fragen seriöse Unternehmen an, wie sie an das Fördergeld kommen können, um in Ghana eine Wasserleitung zu legen oder in Kenia eine Nudelfabrik zu bauen. Oder was für sie bei einem der Leuchtturmprojekte herausspringt, mit denen die EU ihre Strategie vorantreiben möchte.
Anruf also bei der Verbindungsstelle der EU für die Afrikanische Union in Addis Abeba. Bei rund 50 Entsandten in Äthiopiens Hauptstadt sollte sich doch jemand auskennen bei einer Initiative mit so viel Geld für Afrika. Nach einem dreiviertelstündigen Videochat bleibt vor allem eins hängen: "Es stimmt, wir haben Probleme bei der praktischen Umsetzung."
Das Konkreteste, was der Fragende mitnimmt: Die EU vergibt mehr Garantien an die KfW und andere ausländische Förderbanken in Afrika, die dort jetzt, hoffentlich, mehr Projekte finanzieren. Wo ein Investor mit seinen Fragen hin soll, wenn er bei Global Gateway dabei sein will? Zu jenen Förderbanken bitte, wie bisher. Meetings mit ihnen könne man gerne vermitteln. Das gehe aber nicht von Addis Abeba aus, das mögen die EU-Vertretungen in den einzelnen Ländern Afrikas tun. Mehr Infos zu den Leuchttürmen? Sind leider auch nicht verfügbar, das kommt von der Zentrale aus Brüssel.
Doch auch in Brüssel scheint niemand so recht zuständig zu sein. Schon gar nicht bei den Fragen eines Unternehmers, der auf Geld hofft. Und noch nicht mal bei Informationen dazu, um was es denn eigentlich genau geht bei diesem Global Gateway. Das übernimmt ja Germany Trade & Invest. Sechs Leute der bundeseigenen Förderagentur haben zu dem Thema ein ganzes Internetportal aufgebaut und befüllt, das inhaltlich seinesgleichen sucht. Die haben dann zwar kein Geld für die Firmen. Aber immerhin Informationen.