Äthiopien gehörte im letzten Jahrzehnt zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften weltweit. Diese Dynamik mit zweistelligen jährlichen Wachstumsraten ist ins Stocken geraten. Mit etwa 135 Millionen Menschen bleibt der potenzielle Absatzmarkt groß. 

Wann das zweitbevölkerungsreichste Land Afrikas an seine vergangen Wachstumsraten anknüpfen kann, ist offen. Da die politische Lage weiterhin instabil ist, was sich teilweise auch auf die Sicherheitslage auswirken kann, meiden Ausländer einige Regionen des Landes. Zudem ist die Devisenknappheit zwar überwunden, die Abwertung der Währung und die Inflation hemmen dennoch das Wirtschaftsleben für Unternehmen und Konsumenten.

Die Politik Äthiopiens zielt auf eine Liberalisierung der Wirtschaft, den Ausbau der Infrastruktur und die Anziehung ausländischer Investitionen. Nach ersten Erfolgsmeldungen im Mobilfunk oder der Nahrungsmittelindustrie wurde nun auch im Dienstleistungssektor unter anderem das Bankenwesen und der Handel geöffnet. So gibt es nun eine Börse. um die sich der Finanzsektor weiterentwickeln könnte, ausländische Unternehmen können eine Vertriebsniederlassung gründen, und internationale Supermarktketten könnten nach Äthiopien kommen.

Landwirtschaft und Bergbau sind die bedeutendsten Sektoren. Ausfuhrgüter sind neben Kaffee vor allem Gold, Textilien, Lederwaren und Schnittblumen. In Zukunft könnte der Export von Strom, Mineralien, Erdgas und Weizen für weitere Einnahmen sorgen.

Regional sorgt der Grand Ethiopian Renaissance-Staudamm für ein angespanntes Verhältnis zu den nilabwärts gelegenen Staaten Sudan und Ägypten. Seinen Zugang zum Meer sichert Äthiopien über Dschibuti und weitere Häfen am Horn von Afrika. Der Flughafen Addis Abeba ist bereits eines der größten afrikanischen Luftfahrtdrehkreuze. Die Planungen für einen neuen Airport-Hub konkretisieren sich. 

Das Länderprofil wurde zuletzt im September 2025 aktualisiert.

Äthiopien ist eines von dreizehn afrikanischen Ländern der G20-Initiative Compact with Africa (CwA). Ziel ist es, die Bedingungen für private Investitionen in den Teilnehmerländern zu verbessern.

Carsten Ehlers, Korrespondent für Ostafrika, GTAI

Äthiopien war lange ein weitgehend geschlossener Markt, der sich nun aber sichtbar öffnet. Die Öffnung des Handelssektors für Ausländer zum Beispiel bietet auch deutschen Unternehmen neue Möglichkeiten für den Vertrieb. Zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten bietet die drittgrößte Volkswirtschaft Subsahara-Afrikas mit ihren über 135 Millionen Menschen ohnehin.

Carsten Ehlers Korrespondent für Ostafrika bei Germany Trade & Invest in Nairobi

Daten und Fakten Äthiopien

SWOT-Analyse

S

Strengths Stärken

  • Einer der größten Binnenmärkte in Afrika mit einer Bevölkerung von mehr als 135 Millionen Menschen
  • Gute Verbindungen nach Afrika und Übersee: Ethiopian Airlines ist eine der besten Fluglinien in Afrika
  • Große Energieressourcen (Wind, Wasser, Geothermie)
  • In vielen Teilen unerschlossene Märkte, daher relativ wenig Konkurrenz
W

Weaknesses Schwächen

  • Großes Handelsbilanzdefizit
  • Trotz schrittweiser Öffnung für privates und ausländisches Engagement noch stark regulierte Wirtschaft
  • Im Vergleich zu Kenia wenig diversifizierter Dienstleistungssektor
  • Hohe Marktintransparenz
O

Opportunities Chancen

  • Bausektor: hoher Bedarf an Infrastruktur in den Bereichen Wohnungsbau, Straßenbau, Energie, Wasser und Telekommunikation
  • Landwirtschaft: Produktion für den lokalen Markt (u.a. Weizen, Zucker, Milchprodukte) und den Export (u.a. Kaffee, Schnittblumen)
  • Bergbau und Öl-/Gasförderung: mögliche Investitionen in den kommenden Jahren
  • Öffnung von Dienstleistungssektoren wie Telekommunikation und Banken
T

Threats Risiken

  • Innere Konflikte, politische Unsicherheit, soziale Spannungen
  • Hohe Inflation 
  • Zahlungsschwierigkeiten äthiopischer Auftraggeber aufgrund fehlender Devisen
  • Hohe Abhängigkeit von China

Potenzialbranchen in Äthiopien

Landwirtschaft

Die Landwirtschaft bleibt für Äthiopien von überragender Bedeutung. Deutsche Lieferanten und Partner machen aber erst in geringem Umfang Geschäfte mit der äthiopischen Agrarbranche. Die Einkäufe bei deutschen Herstellern beschränken sich bislang auf Pestizide und Landtechnik. In der Nahrungsmittelindustrie ist effiziente, teure Technik dort gefragt, wo es um hohe Qualität und Ausbringungsmengen geht. Bei Bier ist das schon heute der Fall. Sollten nach der Öffnung des Handels für ausländische Akteure Supermarktketten ins Land kommen, dürfte der Professionalisierungsgrad weiter steigen.

Bauwirtschaft

Der Bausektor expandiert, vor allem in Addis Abeba. Luxusimmobilienprojekte, Wohn- und Geschäftsimmobilien finden Geldgeber hauptsächlich im Inland sowie in den Golfstaaten. Aber auch deutsche Unternehmen können ihre Marktchancen in der Immobilienentwicklung und im Städtebau nutzen. Im Bereich Infrastruktur sind vor allem chinesische Firmen beim Bau von Dämmen und Straßen aktiv. Der Bau eines neuen Flughafens für die Hauptstadt scheint sich zu konkretisieren. Im Sommer 2024 wurde ein Abkommen mit dem Ingenieurunternehmen Sidara (ehemals Dar) unterzeichnet. Für deutsche Unternehmen lohnt sich in Äthiopiens Bausektor der Ausbau der Stromübertragung und -versorgung.

IT und Telekommunikation

Durch die fortschreitende Liberalisierung fließen deutlich mehr Investitionen in Äthiopiens Telekomsektor. Der neue Player Safaricom hat eine zweite Mobilfunklizenz erhalten und führte sein erfolgreiches Bezahlsystem "M-Pesa" auch in Äthiopien ein. Das Unternehmen will in den nächsten Jahren 10 Milliarden US-Dollar investieren und sein eigenes Netzwerk aufbauen. Auch für Rechenzentren gilt Äthiopien inzwischen als attraktiver Standort, einen regelrechten Boom erlebte das Kryptomining

Automobil

Seit die Regierung Elektrofahrzeuge steuerlich begünstigt, nehmen Interesse und Absatz an E-Autos in Äthiopien deutlich zu. Mittlerweile nennt das Transportministerium einen Bestand von über 7.000 Wagen. Zahlen zum Automobilsektor Äthiopiens sind aber teils widersprüchlich. Fakt ist: Die nötige Ladeinfrastruktur hängt noch weit zurück. Immerhin startete im Juni 2024 die Montage von Mini-Elektrobussen der chinesischen Firma Golden Dragon. Im herkömmlichen Fahrzeugmarkt gibt es bereits kleine Montagebetriebe mit lokalen Partnern für verschiedene asiatische Marken. Laut Presse hat auch Volkswagen eine entsprechende Absichtserklärung abgeschlossen.

Gesundheitswirtschaft

Das zweitbevölkerungsreichste Land Afrikas verfügt über einen Markt für Pharmaprodukte im Wert von rund 1,1 Milliarden US-Dollar, der sich Schätzungen zufolge bis zum Jahr 2030 mehr als verdreifachen soll. Allerdings bekam auch Äthiopiens Pharmabranche den Devisenmangel zu spüren. Hersteller, die im Land produzieren, beschaffen nach wie vor viele Nebenprodukte wie Zucker oder Sirupflaschen im Ausland. Mit steigenden Anforderungen könnten in Zukunft auch deutsche Maschinen zum Einsatz kommen. Ein Vorzeigeprojekt soll das Impfstoffprojekt ShieldVax werden.

Mehr Brancheninfos

Germany Trade & Invest (GTAI) bietet weitergehende Informationen zu aussichtsreichen Branchen in Äthiopien

Die Analysen beleuchten neben der Marktentwicklung auch politische Rahmenbedingungen, aktuelle und geplante Projekte sowie Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.

Marktzugang

Rechtlicher Rahmen, Gründen, Investieren

Gewerbliche Wareneinfuhr und Zoll

Arbeitsmarkt und Löhne

Die Bezahlung für einfache Tätigkeiten ist in Äthiopien sehr niedrig, mittlere Einkommen gibt es kaum und im Management fallen die Gehälter relativ hoch aus. Gerade außerhalb der Hauptstadt fällt es Unternehmen schwer, gute Mitarbeiter zu finden und zu halten. Viele beklagen eine hohe Fluktuation in ihren Betrieben. Zudem erfüllen Bewerber oft nicht die Anforderungen in der Praxis, sodass Firmen ihre neuen Mitarbeiter erst einmal innerbetrieblich schulen müssen. 

Das Kompetenzzentrum Berufsbildung (Skills Expert Projekt) der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika bietet deutschen und lokalen Unternehmen sowie Bildungsanbietern Informationen und Beratung rund um das Thema Berufsbildung.

Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen

In Äthiopien fördern internationale Geber sehr viele Entwicklungsprojekte. Mit Abstand am aktivsten ist die Weltbank, doch auch die KfW Entwicklungsbank und die Afrikanische Entwicklungsbank finanzieren viele Vorhaben. Sie fördern insbesondere Projekte in den Sektoren Wasser und Umwelt sowie die Land- und Forstwirtschaft. Äthiopien ist einer der Reformpartner Deutschlands, was auch bedeutet, dass Äthiopien höhere Zusagen aus Deutschland erhält als andere Länder. Aus geberfinanzierten Vorhaben resultieren Aufträge, die ab gewissen Schwellenwerten international ausgeschrieben werden. Dies sind in erster Linie Tender für den Einkauf von Consultingleistungen, aber auch für Liefer- und Bauleistungen.

Einen Überblick über Geschäftschancen bei öffentlichen Aufträgen gibt Germany Trade & Invest (GTAI) im Bericht Entwicklungszusammenarbeit mit Äthiopien. Bei GTAI finden Sie zudem aktuelle 

Unterstützung beim Markteinstieg in Äthiopien

Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika und weitere Institutionen der Außenwirtschaftsförderung bieten verschiedene Maßnahmen in ausgewählten Branchen an, um deutschen Unternehmen die Erschließung des Zielmarktes Äthiopien zu erleichtern.

Beratungsgutscheine Afrika

Das BMWE unterstützt den Markteinstieg deutscher KMU in Afrika. Unternehmen erhalten bis zu 85 Prozent der Kosten für maximal 15 Beratungstage.

BMWK-Markterschließungsprogramm Neues Fenster zu "BMWK-Markterschließungsprogramm".

Das Markterschließungsprogramm (MEP) erleichtert kleinen und mittleren Unternehmen den Einstieg in ausländische Märkte und bietet aktuell Maßnahmen für Äthiopien an.

Investitionsgarantien Äthiopien Neues Fenster zu "Investitionsgarantien Äthiopien".

Die Investitionsgarantien sichern Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Äthiopien gegen politische Risiken ab und unterstützten Projekte vor Ort.

Export­kredit­versicherungen für Privatwirtschaft Neues Fenster zu "Export­kredit­versicherungen für Privatwirtschaft".

Die Hermesdeckungen schützen Exporteure und Banken bei Geschäften mit äthiopischen Handelspartnern vor wirtschaftlich und politisch bedingten Zahlungsausfällen.

Import Promotion Desk Äthiopien Neues Fenster zu "Import Promotion Desk Äthiopien".

Das Import Promotion Desk (IPD) fördert den Import von Obst, Gemüse aus Äthiopien und vermittelt Handelspartnerschaften zu Exporteuren.

Invest for Jobs Neues Fenster zu "Invest for Jobs".

Die Sonderinitiative "Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel" unterstützt Unternehmen bei ihrem Engagement in Afrika. Ziel ist, bis zu 100.000 Arbeitsplätze zu schaffen.

Kontakte und weiterführende Links

Beratung für Ihr Äthiopien-Geschäft

Ansprechpartner vor Ort

Kontakt Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika

Kontakt Monika Erath

Kontakt Christian Engels

Kontakt Hanna Dittmeyer

Kompetenzzentrum Energie, Umwelt und Nachhaltiges Wirtschaften Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika

E-Mail schreiben

Kontakt Deutsche Botschaft Addis Abeba

Weiterführende Informationen

Erfahrungsberichte von Unternehmen in Äthiopien

Von Gründern für Gründer: Start-ups in Äthiopien

Äthiopien hat unter ausländischen Investoren einen eher zweifelhaften Ruf. Auch Start-ups tun sich schwer mit dem rigiden Geschäftsumfeld in dem ostafrikanischen Land.

Wasser zweimal nutzen: Mit neuen Technologien Ressourcen schonen

Wasser ist ein rares Gut in Ägypten. Anlagen zur Wassertechnik sind deshalb sehr gefragt. Eine Unternehmerin und ein Branchenexperte erklären, wie der Markteinstieg gelingt.

Logistik: Kleinstaat Dschibuti wirbt mit großer Freihandelszone

In der Freizone von Dschibuti gibt es noch viel Platz, wie der Geschäftsführer im Interview berichtet. Auch ein deutsches Unternehmen hat sich bereits dort angesiedelt.

Umschalten: Klimafreundlicher Ausbau der Stromnetze in Afrika

Dilo bietet effizientes Gas-Handling für Schalterhersteller und Energieversorger. Die Geräte des deutschen Unternehmens kommen auch beim Ausbau der Stromnetze in Afrika gut an.

Hafenausbau: DP World aus Dubai investiert in Somaliland

Der emiratische Hafenbetreiber DP World nahm 2021 in Somaliland einen Containerterminal in Betrieb. Hier surren auch deutsche Kräne.

Somaliland: Logistikdrehscheibe für Märkte in Ostafrika

Der Hafen Berbera in Somaliland hat ein neues Containerterminal bekommen und wird er über einen Straßenkorridor mit Äthiopien verbunden. Weitere Ausbauprojekte sind in Planung.

Rohstoffversorgung: Saftproduzent verändert Produktionslinie

Der chinesische Getränkehersteller 3 D Juice produziert seit 2018 in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba Saft. Nun hat das Unternehmen seine Produktpalette erweitert.

Pionierarbeit: Ein neuer Weg für Getreideproduktion in Südsudan

Die Areos AG investiert im Südsudan in die Produktion von Grundnahrungsmitteln. Noch vor den Landrechten zählte hier die Zustimmung der lokalen Bevölkerung.

Geklärt: Der Markt für Abwassertechnik in Afrika wächst

Für TIA Abwassertechnik aus Breitenfelde stand Afrika beim Gang in Auslandsmärkte ganz weit vorne. Warum, erklärt Verkaufsmanager Jean Mathys im Interview.

Passgenau: Schweizer Mahlwerke laufen in Ostafrika

Matthias Grabe vom Schweizer Technologiekonzern Bühler erläutert das Geschäft in Ostafrikas Lebensmittelindustrie und gibt Tipps für den Markteinstieg.

Vor-Ort-Kompetenz in Ostafrika: Exporte absichern und finanzieren

Eva Rösler leitet in Nairobi das Kompetenzzentrum für Exportfinanzierung. Sie beschreibt ihre Aufgabe als Brücke zwischen deutschen Exporteuren und afrikanischen Kunden.

Gut verpackt: Maschinen in Top-Qualität für afrikanische Kunden

Auch in Afrika gibt es durchaus Nachfrage nach hochpreisigen Maschinen, sagt Mark Wild. Der Engländer verkauft Verpackungsmaschinen der deutschen TPG-Gruppe in Afrika.

Weitere Inhalte zum Thema: