Afrika, Seychellen, Mahe

Mahe, Seychellen

Die Seychellen haben das mit Abstand höchste Pro-Kopf-Einkommen in Afrika. Es liegt bei fast 22.000 US-Dollar (IWF, 2024) im Jahr. Der Inselstaat im Indischen Ozean lebt vor allem von seinen Traumstränden und dem Fischfang. Aus deutscher Sicht spielt der Markt eine geringe Rolle. Die jährlichen deutschen Exporte pendeln um die 20-Millionen-Euro-Marke herum. Aber es gibt ein paar Deutsche, die sich dort geschäftlich niedergelassen haben. In der Hauptstadt Victoria auf der größten Insel Mahé gibt es neben mehreren Hoteleigentümern einen deutschen Schlachter, einen deutschen Zahnarzt, einen deutschen Zahntechniker und mit Sven Mehlhorn den Eigentümer der größten Optikerkette auf der Insel. Das Interview mit ihm zeigt, wie gefragt deutsches Know-how auf der Insel ist. Mehlhorn gibt einen Einblick in sein Geschäft sowie die Chancen und Herausforderungen. Sie gelten branchenübergreifend.

Seit 2003 lebt Sven Mehlhorn auf Mahé. Mehlhorn kennt Afrika gut. Zuvor lebte er länger in Namibia. Als er nach Mahé kam, arbeitete er für die Optikerkette Visioncare, die von Hermann Holst kurz zuvor gegründet wurde. Holst ist seit 2021 im Ruhestand und Mehlhorn führt nun alleine die Geschäfte. Visioncare betreibt auf Mahé insgesamt vier Filialen und eine weitere auf der zweitgrößten Insel Praslin.

Herr Mehlhorn, warum sind Sie 2003 von Namibia auf die Seychellen gekommen?

Sven Mehlhorn Sven Mehlhorn Sven Mehlhorn

Mein damaliger Chef, für den ich in einem Optikergeschäft in Windhoek in Namibia gearbeitet hatte, siedelte auf die Seychellen um. Nach kurzer Zeit signalisierte er mir, dass er noch jemanden gebrauchen könnte. Da habe ich nicht lange gezögert.

Wie haben Sie den Anfang auf den Seychellen in Erinnerung?

Damals war ich jung und wollte vor allem mein Leben genießen. Schnell zeigte sich aber der große Bedarf an Optikerdienstleistungen, sodass wir schnell wuchsen und das Geschäftliche in den Vordergrund rückte. Damals war das Geschäftsumfeld noch deutlich schwieriger. Es herrschte Devisenknappheit und da wir fast alles importieren, mussten wir ständig sehen, wie wir an Devisen kommen. Dennoch ist unser Geschäft ständig gewachsen. Mit unseren inzwischen fünf Filialen sind wir heute sicher der größte Optiker auf den Seychellen.

Wie sieht der Optikmarkt aus? Haben Sie Konkurrenz?

Als ich kam, gab es nur einen Optiker. Bis 2004 gab es einen staatlichen Optikerbetrieb, der jedoch wegen zu hoher Kosten schließen musste. Heute gibt es mehrere von indisch-stämmigen Seychellois betriebene Läden vor allem in der Hauptstadt Victoria. Diese bedienen aber das preisgünstige Segment und sind auch von der Qualität nicht vergleichbar. Da die staatliche Krankenkasse für Sehhilfen keinen Zuschuss gibt, müssen viele Kunden auf die Kosten achten.

Und was heißt das für Sie?

Obwohl wir in einem anderen Preissegment unterwegs sind, spüren wir den Konkurrenzdruck. Die Kosten sind hoch, für Mieten zahlen wir zum Beispiel normalerweise etwa 400 Seychelles Rupee je Quadratmeter, das sind rund 25 Euro. In der neuen Mall auf Eden Island ist es sogar fast das Doppelte.

Fast alle Unternehmen auf den Seychellen benötigen Expats, um ihr Geschäft betreiben zu können. Wie ist das bei Ihnen?

Weil es lokal kaum qualifizierte Optometristen gibt, stellen auch wir größtenteils Expats ein. Deren Gehälter macht den Großteil unserer Kosten aus. Aktuell beschäftigen wir fünf Expats, vor allem aus Südafrika und einen lokalen Optometristen. Die Expats gehen in der Regel nach ein bis zwei Jahren wieder weg. Das bedeutet einen hohen Arbeitsaufwand, um ständig sicherzustellen, dass neue Leute kommen. Der Antragsprozess für Arbeitsgenehmigungen in den Seychellen ist aufwändig und teuer. Bei der Zulassung von Optometristen entscheiden mehrere Behörden, unter anderem das Health Profession Council und die Einwanderungsbehörde. Vom Antrag bis zur Genehmigung dauert es mindestens sechs Monate.

Wie sieht es mit der Bezahlung von Expats aus?

Die Expats kommen natürlich in erster Linie, um Geld zu verdienen und nicht primär, um die Schönheit der Strände zu genießen. Etwa 2.000 Euro an Gehalt muss man einplanen. Da die Steuerabzüge hier sehr gering sind, ist das auf den Seychellen ein gutes Gehalt. Das Durchschnittsgehalt liegt bei etwa 10.000 Rupee, das sind etwas mehr als 600 Euro. Die Krankenversicherung ist darin nicht enthalten. Um diese müssen sich die Expats selbst kümmern.

Und wie findet man gute Leute lokal?

Es gibt viele gute Leute. Wir stellen vor allem Verkäuferinnen ein, die von der Hotelfachschule ausgebildet wurden. Bei Optometristen müssen wir selber für die Ausbildung sorgen, denn das macht auf dem Niveau sonst niemand hier.

Wie läuft das Geschäft aktuell?

Die Kaufkraft ist ok, aber seit der Corona-Pandemie geht das Geschäft etwas runter. Das hat damit zu tun, dass damals nicht gereist werden konnte und viele Seychellois sich ihre Brillen nicht mehr in Dubai, Indien oder Südafrika kaufen konnten. Deshalb kamen sie zu uns. Das hat sich natürlich geändert. Hinzu kommt, dass die Gehälter kaum steigen, die Lebenshaltungskosten aber schon.

Was importieren Sie und wie läuft das ab?

Wir importieren zum Beispiel Kontaktlinsen, Brillen, Brillengläser oder Augentropfen. Darunter sind viele Produkte aus Deutschland. Zulieferer von uns sind zum Beispiel Innomedis, Vistan, Imago und Eschenbach. Die Gläser kommen zum Teil aus China und Indien, weil deutsche Produkte sehr teuer sind. Mit diesem Sortiment heben wir uns qualitativ insgesamt deutlich von der Konkurrenz ab.

Bestellen Sie direkt beim Hersteller?

Das haben wir jahrelang so gemacht, aber einige Hersteller beliefern uns nicht mehr, weil denen unsere Bestellmengen zu gering sind. Das macht uns das Leben nicht gerade leicht. Unser Zulieferer für Augentropfen zum Beispiel hat eine Mindestbestellmenge. Das Problem ist, dass es bei Augentropfen ein Verfallsdatum gibt. Wir können also nicht einfach mehr bestellen. 

Das Interview führte Carsten Ehlers von Germany Trade & Invest im Oktober 2025.

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