Die Data Center Group verkauft Rechenzentrum als Komplettpaket in Containern

Der Digitalisierungsboom in Afrika sorgt für eine dynamische Nachfrage nach Rechenzentren.

Die Data Center Group aus Wallmenroth in Rheinland-Pfalz plant, baut, betreibt und wartet Rechenzentren. Das 2005 gegründete Unternehmen erwirtschaftet mit 200 Beschäftigten 100 Millionen Euro Umsatz im Jahr, rund ein Zehntel davon über den Geschäftsbereich der RZ Products (Products Business Unit), die auch das Auslandsgeschäft steuert. Jörgen Venot ist verantwortlich für den weltweiten Vertrieb des Mittelständlers. Im Interview erläutert er, wie der Digitalisierungsboom in Afrika für eine dynamische Nachfrage nach Rechenzentren sorgt und warum ein gutes Partnernetzwerk vor Ort entscheidend ist. 

Plug-and-Play-Lösungen im Container

Herr Venot, was bietet die Data Center Group ihren Kunden an?

Jörgen Venot, Head of Sales & Marketing der Data Center Group Data Center Group Jörgen Venot, Head of Sales & Marketing der Data Center Group

Wir verstehen uns als Allrounder für alle Schritte, die mit der Planung, dem Bau und dem Betrieb eines Rechenzentrums zu tun haben. Es geht in erster Linie um den umfassenden Schutz der eigentlichen Server vor äußeren Einwirkungen wie Hitze, Feuer, Explosionen, Staub, Wasser oder Diebstahl. Häufig verkaufen wir ein Rechenzentrum auch als Komplettpaket in Form eines Containers (Plug-and-Play). Wir bauen diesen zunächst in Deutschland zusammen und verschiffen ihn anschließend. Gerade in Afrika kommt diese Form oft zum Einsatz. Darüber hinaus bieten wir eine Fernsteuerung von Rechenzentren an. Das ist dann besonders wichtig, wenn der Kunde beispielsweise in einer Hauptstadt sitzt, das Rechenzentrum aber woanders steht und die Transportinfrastruktur im Land schlecht ist.

Wie entwickelt sich aus Ihrer Sicht der Markt für Datenzentren in Afrika?

Das Thema "kritische Infrastrukturen" wird auch in Afrika immer wichtiger – der Kontinent wächst stark und erfährt gerade einen Boom bei der Digitalisierung. "Smart Cities" sind dort ebenfalls ein Thema. Das macht viele neue Rechenzentren notwendig. Es gibt in Afrika also Nachholbedarf an entsprechenden Infrastrukturen, um Datenzentren ausfallsicher betreiben zu können. Corona hat das Thema eher noch gepusht, auch wenn es bei einigen unserer Projekte Verzögerungen gab, weil man nicht in die Zielmärkte reisen konnte.

Seit wann und wo genau ist die Data Center Group in Afrika unterwegs?

Das erste Projekt war vor sechs Jahren ein Auftrag der mosambikanischen Zentralbank. Und in Marokko haben wir für die staatliche Rentenkasse ein Rechenzentrum aufgebaut. Der neueste Erfolg ist ein Projekt für die ägyptische Faisal Bank. Außerdem diskutieren wir gerade mögliche Projekte in Nigeria, Kamerun und Ghana.

Ein gutes Partnernetzwerk ist entscheidend

Wie gehen Sie bei der Erschließung afrikanischer Märkte vor?

Wir arbeiten in Afrika seit zwei bis drei Jahren mit ausgewählten Partnern zusammen – Systemintegratoren oder Rechenzentren-Spezialisten – und sind überzeugt, dass darin der Schlüsselfaktor unseres Erfolgs liegt. Während die Data Center Group die technische Expertise zu den Produkten mitbringt, tritt der Partner als "One-Face-to-the-Customer" auf. In Deutschland sind wir Generalunternehmer, in Afrika ist es der Partner. Er ist auch für die Akquise von Projekten verantwortlich, weil er die Geschäftskultur im Zielmarkt besser versteht als wir und über ein entsprechendes Netzwerk verfügt. Wir handeln also "glokal". Bei öffentlichen Ausschreibungen ist man eigentlich schon zu spät dran, wenn diese veröffentlicht werden. Deshalb ist es so wichtig, schon vorher über die Partner mit den potenziellen Kunden ins Gespräch zu kommen.

Und was passiert, wenn der Partner ausfällt?

Wir gehen nicht davon aus, dass der Partner ausfällt. Wir stecken viel Zeit und Engagement in die Auswahl und den Aufbau der Partner, arbeiten außerdem ehrlich und transparent. Wir können nur gemeinsam erfolgreich sein. Alternativen gäbe es aber trotzdem, denn den Partnern räumen wir keine Exklusivität ein.

Was unterscheidet Projekte in Afrika von Projekten in Europa?

Die Entscheidungsprozesse sind länger als bei Projekten in Europa. Man muss also viel Geduld mitbringen, um an einen neuen Auftrag zu kommen. Aber die Märkte in Afrika und die einzelnen Projekte sind attraktiv genug, dass es sich lohnt, dranzubleiben. In unserer Branche ist es außerdem wichtig, gute Referenzen mitzubringen, um sich gegen die Konkurrenz behaupten zu können. Wir sind in Afrika bisher auch gut damit gefahren, lieber eine längere Garantie als Preisnachlässe zu geben. Allerdings fordern uns die klimatischen Bedingungen technisch besonders heraus. Aber da sehen wir uns mit unserem Angebot gut aufgestellt.

Weitere Informationen

Das Interview führte Friedrich Henle von Germany Trade & Invest im Juli 2021. 

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