Luftaufnahme der Hängebrücke in Maputo, Mosambik

Die Hängebrücke in Mosambik ist ein deutsch-chinesisches Großprojekt.

Das Engagement Chinas in Afrika wächst schon seit Langem. Investitionen in Bergbauprojekte, Erweiterung der Infrastruktur und ein Heer chinesischer Kleinunternehmen verändern die Wirtschaft des Kontinents. Deutsche Unternehmen suchen nach Möglichkeiten der Kooperation mit chinesischen Akteuren. Die Zusammenarbeit stellt sich immer wieder als schwierig heraus. Als erfolgreich kann der Bau der längsten Hängebrücke Afrikas in Maputo - der Hauptstadt Mosambiks - gewertet werden.

Die 3.011 Meter lange Brücke, die eine 680 Meter lange Hängebrücke umfasst, verläuft über den Hafen und die Bucht von Maputo. Sie wurde im November 2018 feierlich eingeweiht. Auftraggeber war die mosambikanische Regierung. Entwurf und Bauführung erfolgten durch die China Road Bridge Corporation (CRBC). Die Projektkosten inklusive 184 Kilometer Straßen bis zur Grenze nach Südafrika belaufen sich auf 725 Millionen US-Dollar. Der in Peking ansässige Konzern zählt zu den weltweit größten Baufirmen. GAUFF GmbH & Co. Engineering KG aus Nürnberg hatte in dem Projekt die komplette Qualitäts- und Implementierungsüberwachung sowie die Verifizierung des Designs nach dem Eurocode zu verantworten.

GAUFF Engineering und die längste Hängebrücke Afrikas

Fausi Najjar, Korrespondent von GTAI in Johannesburg, hat den mit der Projektleitung für die Qualitätssicherung beauftragten Diplomingenieur Joern Seitz zur deutsch-chinesischen Zusammenarbeit bei diesem Großprojekt interviewt (Januar 2019):

Was ist Ihrer Ansicht nach das Rezept für eine erfolgreiche Kooperation mit den Chinesen in Afrika?

Eines der Erfolgsrezepte ist die langjährige und vertrauensvolle Präsenz unseres Unternehmens GAUFF Engineering vor Ort in Afrika und das gegenseitige Vertrauen mit den - vor allem staatlichen - Auftraggebern. Bei einem Bauwerk dieser Dimension hatte sich die Regierung in Mosambik als Bauherr dazu entschlossen, international erfahrene Berater einzubringen, sowohl auf ihrer Seite als auch im Rahmen der internen Qualitätsüberwachung bei den Chinesen.

Zunehmend sind solide internationale Unternehmen und Berater gefragt, die die Projekte mit den lokalen Vertretern steuern und sie mitnehmen. Wir können den afrikanischen Kunden das Vertrauen geben, dass sie für ihr Geld eine sehr ordentliche Qualität bekommen.

Aber auch die Chinesen wollen zunehmend eine Verbesserung der Qualität bewirken und internationale Anerkennung durch eine Kooperation mit einem anerkannten deutschen Unternehmen. Bei einem Renommeeprojekt wie der Maputo-Katembe Brücke steht auch der Name und die Reputation des chinesischen Unternehmens auf dem Spiel.

Kann das Beispiel einer deutsch-chinesischen Kooperation Schule machen?

Ja, aber es ist ein mühsamer und langer Weg. Denn es muss erst einmal eine persönliche Vertrauensbasis geschaffen werden und es bedarf durch die Unterschiede in der Kultur erfahrene Mitarbeiter auf beiden Seiten. Die chinesischen Unternehmen entsenden zunehmend junge Mitarbeiter nach Afrika, die zwar Englisch sprechen, aber kaum Berufs- beziehungsweise soziale Erfahrungen für andere Länder mitbringen.

Eine der großen Herausforderungen unseres Projektes in Maputo war die tägliche Kommunikation: Englisch als Vertragssprache, Landessprache ist Portugiesisch und eine Firma aus China, in der nur wenige Mitarbeiter Fremdsprachenkenntnisse vorweisen können. Weitere Schwierigkeiten lagen in den unterschiedlichen Auffassungen zu den Anwendungen und Interpretationen der Normen aus China. Um die tägliche Kommunikation zwischen der CRBC und GAUFF Engineering zu vereinfachen beziehungsweise zu gewährleisten, wurden technische Vermittler mit englischen Sprachkenntnissen von Seiten der Baufirma eingesetzt, was auch dem Bauherrn zu gute kam.

Weitere Informationen

Das Interview führte Fausi Najjar von Germany Trade & Invest im Januar 2019. 

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