Kenia bleibt die treibende ökonomische Kraft in Ostafrika und ist politisch bedeutend für die Stabilität in der Region. Doch auch mit einer neuen Regierung unter Präsident William Ruto dürfte sich der Staat mit Investitionen weiter schwer tun - der Druck zu sparen ist groß. Andererseits ist der Bedarf zum Beispiel für den Ausbau der Infrastruktur immens.

Das ostafrikanische Land zählt zu den größten Volkswirtschaften in Subsahara-Afrika. Die kenianische Wirtschaft ist breit aufgestellt. Die Landwirtschaft ist dennoch die zentrale Stütze: Schnittblumen, Kaffee, Tee sowie Früchte und Gemüse sind wichtige Exportgüter. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, sind Investitionen im Agrarsektor dringend nötig.

Neben einer lokalen Konsumgüterindustrie hat sich auch ein kenianischer Dienstleistungssektor erfolgreich etabliert, hauptsächlich in den Bereichen Tourismus und Finanzwirtschaft. Kenias Start-up-Sektor, oft als „Silicon Savannah“ bezeichnet, gehört zu den dynamischsten auf dem Kontinent. Viele der Neugründungen sind in den Bereichen FinTech, GreenTech, AgriTech, Logistik, E-Commerce und Energie aktiv.

Die Zollunion East African Community (EAC) stärkt Kenias Funktion als regionaler Hub Ostafrikas. Mit seinem Hafen in Mombasa erfüllt das Land eine wichtige Rolle als Handelsdrehscheibe in der Region.

Das Länderprofil wurde zuletzt im August 2023 aktualisiert.

Kenia ist der wirtschaftliche Hub in der East African Community (EAC) und für die meisten deutschen Unternehmen der Einstieg in die Region Ostafrika. Wir erleben in den letzten Jahren deutlich steigendes Interesse aus Deutschland an einer Präsenz vor Ort. Nicht verwunderlich, denn Ostafrika ist die wichtigste Wachstumsregion auf dem Kontinent. Kenia bietet weitgehende wirtschaftliche Freiheiten beim unternehmerischen Engagement. Dies ist auch auf Dauer so zu erwarten, denn Kenia bekennt sich zu einer liberalen Wirtschaftspolitik.

Maren Diale-Schellschmidt Delegierte der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika

Drei Fragen zu ... Kenia

Carsten Ehlers, GTAI-Korrespondent in Kenia, beantwortet drei Fragen zu seinem Gastland.

Drei Fragen an... Carsten Ehlers, GTAI-Korrespondent in Kenia (Stand: Februar 2023)


Daten und Fakten Kenia

SWOT-Analyse

S

Strengths Stärken

  • Marktgröße: Kenia verfügt über eine der größten und am stärksten diversifizierten Wirtschaften auf dem Kontinent
  • Offene und liberale Wirtschaft mit recht guten Institutionen
  • Drehscheibe: Nairobi und Mombasa als regionale Hubs; Flughafen Nairobi verfügt über gute Verbindungen
  • Kapital- und Arbeitsmarkt sind im afrikanischen Vergleich gut entwickelt; Zugang zu Kapital und qualifizierten Arbeitskräften ist gegeben


W

Weaknesses Schwächen

  • Derzeit mäßige Konjunktur
  • Probleme bei der Finanzierung: Dem Privatsektor fehlt Kapital, der Staat ist hoch verschuldet
  • In einigen Sektoren bestehen enge Verflechtungen mit Politikerfamilien
O

Opportunities Chancen

  • Gute Investitionsmöglichkeiten aufgrund der diversifizierten Wirtschaft sowie dem relativ guten Zugang zu Kapital
  • Bausektor: Teilhabe an Bau- und Infrastrukturprojekten mit Geberfinanzierung
  • Infrastrukturprojekte: Zuliefer- und Beratungschancen für die Bereiche Energie, Wasser, Abfall, Gesundheit
  • Konsumgüter: Zulieferchancen für eine breit gefächerte Konsumgüterindustrie und die Landwirtschaft

T

Threats Risiken

  • Zahlungsverzögerungen: möglich bei Geschäften mit dem Staat
  • Korruption teilweise geringer als in anderen afrikanischen Staaten, aber Vorsicht ist dennoch geboten

Potenzialbranchen in Kenia

Landwirtschaft

Trotz steigender Binnennachfrage wird bislang zu wenig in Kenias Landwirtschaft investiert. Interessante Bereiche sind die Herstellung von Fleisch, Molkereiprodukten, Zucker, Getreide sowie Obst und Gemüse. Der kommerziell betriebene Agrar-Export gewinnt weiter an Bedeutung. Tee, Kaffee und Hortikulturen (etwa Blumen) ragen hier heraus, aber auch Baumwolle und Pyrethrum (Insektizid) werden angebaut. Derzeit boomt die Nachfrage nach Avocados und Macadamia-Nüssen.

Wasser und Umwelt

Bevölkerungszuwachs, Verstädterung, Zersiedelung und Umweltprobleme sowie unregelmäßiger Niederschlag machen Investitionen im Wasser- und Abwasserbereich immer dringender. Gefragt sind technische Komponenten sowie Know-how bei der Beratung. Aufgrund der zunehmenden Umweltschäden zeichnet sich eine Verschärfung der Umweltauflagen für Großverbraucher von Wasser ab. Industrie und Agrarbetriebe müssen daher in die Reinigung ihrer Abwässer investieren. Auch für die Abfallentsorgung in Kenia werden Lösungen benötigt.

Energiewirtschaft

Knappe Kapazitäten und deutlicher steigender Strombedarf: Kenias Stromnetz muss dringend ausgebaut werden. Vor allem die Geothermie erwartet in naher Zukunft Investitionen. Auch wächst der Markt für netzungebundene Lösungen, wie Solaranlagen für Industrie, Farmen und Haushalte. Aus deutscher Sicht ist Kenias Strommarkt besonders interessant für Zulieferer, Projektentwickler und technische Berater.

Bauwirtschaft

Kenia möchte verstärkt in den Straßenbau investieren. Zwar dominieren chinesische Bauunternehmen den Markt, aber deutsche Zulieferer von Baumaschinen, Werkzeugen, Baustoffen und Chemikalien können an Projekten partizipieren. Ebenso gefragt sind Armaturen, Beschläge, Fliesen, Fassaden, Fenster, Inneneinrichtung und Elektronik. Darüber hinaus fertigen Consultants bei staatlichen Projekten regelmäßig Studien an und übernehmen die Bauaufsicht. Mitunter kommen bei privaten Hochbauprojekten Architekturbüros zum Zuge.

Gesundheitswirtschaft

Der Gesundheitssektor legt im Vergleich zu anderen Branchen überdurchschnittlich zu. Das rapide Bevölkerungswachstum Kenias führt zu einer steigenden Nachfrage für Behandlungen chronischer Erkrankungen wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislaufkrankheiten. Für deutsche Unternehmen bieten sich Möglichkeiten, Produkte im Bereich Pharmazie und Medizintechnik nach Kenia zu liefern. Die lokale Präsenz bei Vertrieb oder Produktion medizinischer Verbrauchsgüter gewinnt an Bedeutung. 

Mehr Brancheninfos

Germany Trade & Invest (GTAI) bietet weitergehende Informationen zu aussichtsreichen Branchen in Kenia

Die Analysen beleuchten neben der Marktentwicklung auch politische Rahmenbedingungen, aktuelle und geplante Projekte sowie Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.

Marktzugang

Rechtlicher Rahmen, Gründen, Investieren

Zoll- und Einfuhrregelungen

Arbeitsmarkt und Löhne

In Kenia sind schätzungsweise 5,3 Prozent der Bevölkerung in einem ordentlichen Beschäftigungsverhältnis. Wie in vielen anderen afrikanischen Ländern konkurrieren Firmen und zahlreiche Headhunter um wenige hoch qualifizierte Arbeitskräfte, die sich ihren Arbeitgeber aussuchen können. Der Abschluss von Renten- und Krankenversicherungen ist nicht verpflichtend. Dennoch sind eine gute Altersvorsorge und medizinische Zusatzleistungen wichtig, um gute Arbeitskräfte zu rekrutieren und zu binden. Arbeitnehmerrechte und die Arbeit von Gewerkschaften sind in Kenia eingeschränkt.

Die Qualifizierung junger Fachkräfte, die sich am Bedarf der kenianischen Wirtschaft ausrichtet, ist eine der großen Herausforderungen des Landes. iMOVE: Training – Made in Germany bietet Informationen zum kenianischen Markt der Aus- und Weiterbildung und Chancen, die sich für deutsche Bildungsanbieter ergeben.

Das Kompetenzzentrum Berufsbildung (Skills Expert Projekt) der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika bietet deutschen und lokalen Unternehmen sowie Bildungsanbietern Informationen und Beratung rund um das Thema Berufsbildung.

Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen

In Kenia fördern internationale Geber sehr viele Entwicklungsprojekte. Am aktivsten sind die Weltbank, die KfW Entwicklungsbank und die Afrikanische Entwicklungsbank. Die Geber fördern insbesondere Projekte in den Sektoren Wasser und Umwelt, Bildung sowie in der Land- und Forstwirtschaft. Aus geberfinanzierten Vorhaben resultieren Aufträge, die ab gewissen Schwellenwerten international ausgeschrieben werden. Dies sind in erster Linie Tender für den Einkauf von Consultingleistungen, aber auch für Liefer- und Bauleistungen.

Einen Überblick über Geschäftschancen bei öffentlichen Aufträgen gibt Germany Trade & Invest (GTAI) im Bericht Entwicklungszusammenarbeit mit Kenia. Bei GTAI finden Sie zudem aktuelle 

Unterstützung beim Markteinstieg in Kenia

Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika und weitere Institutionen der Außenwirtschaftsförderung bieten verschiedene Maßnahmen in ausgewählten Branchen an, um deutschen Unternehmen die Erschließung des Zielmarktes Kenia zu erleichtern.

Beratungsgutscheine Afrika

Das BMWK unterstützt den Markteinstieg deutscher KMU in Afrika. Unternehmen erhalten bis zu 85 Prozent der Kosten für maximal 15 Beratungstage.

Branchenexpertin Gesundheitswirtschaft

Als Branchenexpertin identifiziert Brenda Kokwaro Geschäftschancen für deutsche Unternehmen in Kenias Gesundheitswirtschaft.

BMWK-Markterschließungsprogramm Neues Fenster zu "BMWK-Markterschließungsprogramm".

Das Markterschließungsprogramm (MEP) erleichtert kleinen und mittleren Unternehmen den Einstieg in ausländische Märkte und bietet aktuell Maßnahmen für Kenia an.

Investitionsgarantien des Bundes Neues Fenster zu "Investitionsgarantien des Bundes".

Die Investitionsgarantien sichern Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Kenia gegen politische Risiken ab und unterstützten Projekte vor Ort.

Export­kredit­versicherungen für Privatwirtschaft Neues Fenster zu "Export­kredit­versicherungen für Privatwirtschaft".

Die Hermesdeckungen schützen Exporteure und Banken bei Geschäften mit kenianischen Handelspartnern vor wirtschaftlich und politisch bedingten Zahlungsausfällen.

Import Promotion Desk Kenia Neues Fenster zu "Import Promotion Desk Kenia".

Das Import Promotion Desk (IPD) fördert den Import von Obst, Gemüse und Schnittblumen aus Kenia und vermittelt Handelspartnerschaften zu Exporteuren.

Kompetenzzentrum Energie, Umwelt und nachhaltiges Wirtschaften Neues Fenster zu "Kompetenzzentrum Energie, Umwelt und nachhaltiges Wirtschaften ".

Das Kompetenzzentrum Energie, Umwelt und nachhaltiges Wirtschaften der AHK Ostafrika berät Unternehmen vor Ort und bietet Marktinformationen.

Kompetenzzentrum berufliche Bildung Neues Fenster zu " Kompetenzzentrum berufliche Bildung".

Mit dem Skills Experts Programm unterstützt das Kompetenzzentrum der AHK Ostafrika Unternehmen und Bildungsanbieter.

Kontakte und weiterführende Links

Beratung für Ihr Kenia-Geschäft

Ansprechpartner vor Ort

Kontakt Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika

Kontakt Maren Diale-Schellschmidt

Delegierte Zur Website +254 20 663 3000

E-Mail schreiben

Kontakt Christian Engels

Geschäftsführer AHK Services Eastern Africa Ltd. Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika +254 20 6633 000

E-Mail schreiben

Kontakt Bruno Backes

Leiter Skills Expert Projekt /Berufsbildung Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika +254 20 6633 000

E-Mail schreiben

Kontakt Hanna Dittmeyer

Kompetenzzentrum Energie, Umwelt und Nachhaltiges Wirtschaften Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika

E-Mail schreiben

Kontakt Brenda Kokwaro

Branchenexpertin für Gesundheitswirtschaft in Kenia Geschäftsstelle Wirtschaftsnetzwerk Afrika

E-Mail schreiben

Sophie Kaminski

DEG German Desk Manager I&M Bank Limited Kenia Zur Website +254 719 088 908

E-Mail schreiben

Kontakt Deutsche Botschaft in Kenia, Somalia und auf den Seychellen

Kenia +254 20 426 21 00

E-Mail schreiben

Weiterführende Informationen

Erfahrungsberichte von Unternehmen in Kenia

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Dilo bietet effizientes Gas-Handling für Schalterhersteller und Energieversorger. Die Geräte des deutschen Unternehmens kommen auch beim Ausbau der Stromnetze in Afrika gut an.

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Neuorientierung: Exportgeschäft von ROHDE wandert von Asien nach Afrika

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