International School Kigali - Planned Expansion

Überall in Afrika wird gebaut. Chancen für deutsche Firmen gibt es reichlich, aber sie sind nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen. Antje Eckoldt und ihre Kollegen von FBW sind seit etwa 30 Jahren in Ostafrika aktiv und haben die Veränderungen der Märkte verfolgt. Je professioneller sie werden, desto größer die Chancen. Antje Eckoldt erzählt uns, wie FBW sich in Ostafrika etablieren konnte und spricht über die Trends im Bausektor.

Einstieg mit EZ-Projekten

Frau Eckoldt, wie begann die Geschichte von FBW in Ostafrika?

Antje Eckoldt, Architektin und Country Manager, Architekturbüro FBW Kenya, BRK Bau Kenia Antje Eckoldt - mtis.robe@gmail.com Antje Eckoldt, Architektin und Country Manager, Architekturbüro FBW Kenya, BRK Bau Kenia

Wir fingen 1995 in Tansania an mit Projekten, die von internationalen Entwicklungshilfeorganisationen finanziert wurden, wie Schulen und Kliniken. Weil sich dort aber das Geschäftsumfeld verschlechterte, verlagerten wir unsere regionale Hauptniederlassung 1999 nach Kampala in Uganda. 2011 eröffneten wir dann unser Büro in Kigali und 2015 folgte Nairobi in Kenia. Damit waren wir in allen relevanten Märkten Ostafrikas vertreten. Der Gang nach Kenia hat uns die Augen geöffnet, was alles möglich ist.

Was meinen Sie konkret?

In Kenia herrschte in der Zeit ein Bauboom. Und es gab, anders als in den Nachbarländern, bereits zahlreiche Bauvorhaben, die rein kommerziell finanziert wurden, teilweise auch mit hohen Qualitätsstandards. Es wurde uns klar, dass wir als Architekturbüro über gute Chancen bei derartigen Projekten verfügen.

Erfahrung und Expertise entscheiden

Wie haben Sie sich auf dem Markt durchgesetzt?

Die Einhaltung internationaler Baustandards spielt in Nairobi eine immer größere Rolle. Wir wissen, wie man solche Projekte plant und durchführt. Von Vorteil ist auch, dass wir in unserem Team nicht nur Architekten haben, sondern auch Ingenieure. Das erleichtert und beschleunigt die Prozesse und gibt uns einen weiteren Vorteil.

War die Entwicklung in den anderen Ländern Ostafrikas ähnlich?

Auch in Uganda und Tansania, vor allem in den Großstädten Kampala und Daressalam, wurden vermehrt Hotels, Büros und internationale Schulen gebaut, die für uns interessant waren. Ruanda wurde spätestens mit dem Masterplan für die Stadtentwicklung in Kigali zu einem attraktiven Markt für uns.

Wie hat sich der Markt in Kenia seitdem weiterentwickelt?

Die Wahlen 2017 in Kenia sowie die Pandemie waren Dämpfer. Hinzu kam, dass durch den Bau des Global Trade Centres in Westlands die Büroflächen nahezu verdoppelt wurden und plötzlich ein Überangebot auf dem Büromarkt herrschte. Die Pandemie und die Verschuldung des kenianischen Staates beeinträchtigen den Bausektor bis heute. Insgesamt ist der Markt umkämpft.

Wie sieht die Konkurrenz aus?

Einige große internationale Architekturbüros betreiben Ableger in Nairobi, die sich für ähnliche Projekte interessieren wie wir. Früher mussten bei solchen anspruchsvollen Gebäudeprojekten noch Experten aus Europa, Dubai oder Südafrika dazu geholt werden. Das hat sich geändert.

Was sind die Herausforderungen für Sie?

In dem umkämpften Markt sind die Margen gering, sodass Liquidität ein Problem sein kann. Hinzu kommt, dass die Kenya Revenue Authority (KRA) mit ihren rigiden Methoden bei der Steuereintreibung vielen Unternehmen gerade zusetzt, auch uns.

Konkurrieren Sie eigentlich mit chinesischen Architekturbüros?

Bislang nicht in unserem Qualitätssegment. Die Chinesen sind zwar im Bausektor sehr aktiv, wie zum Beispiel beim riesigen Great-Wall-Gardens-Projekt in Athi River vor den Toren Nairobis. Sie machen bislang aber eher ihre eigenen Projekte mit eigenen Standards. Wenn die Chinesen nach internationalen Standards bauen, dann leisten sie sich auch internationale Architekturbüros. Das war zum Beispiel beim erwähnten Bau des Global Trade Centres in Nairobi der Fall, für das das Hamburger Büro GMP beauftragt wurde.

Bedarf und Komplexität steigen

Werfen wir einen Blick auf die Zukunft des Bausektors in Ostafrika. Was sehen Sie als die wichtigen Trends?

Blickt man von oben auf den Bausektor, dann sorgt allein das hohe Bevölkerungswachstum dafür, dass die Städte explodieren und es einen dauerhaft steigenden Bedarf an Gebäuden und Infrastruktur geben wird. Stadtplanung wird daher eine zunehmende Rolle spielen.

Die Verdichtung der Städte sorgt zunehmend für Engpässe in der Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur. Vorausschauendes Planen wird immer wichtiger. Gerade in Städten mit viel Topographie muss auch die Regenwasserentsorgung geregelt werden. Viele Gebäude werden viel zu nah an Flüssen gebaut, die ohnehin oft nur noch als Abwasserkanal genutzt werden. Die immer häufigeren heftigen Regenfälle sorgen dann für Überschwemmungen, bei denen die Flüsse alles mitreißen.

Gibt es schon jetzt Beispiele für Stadtplanung?

Die "Green City Kigali" ist ein gutes Beispiel. Durch das Projekt soll ein Stadtteil in Kigali zu einem Viertel umgebaut werden, in dem Wohnen und Arbeiten in einem lebendigen, bezahlbaren und grünen Areal möglich sein sollen. Die Planung beinhaltet die Integration des ehemaligen Geländes der Deutschen Welle in Kigali als ein riesigen zentralen Park und eine gute Anbindung an den Rest der Stadt über ein Bus Rapid Transit (BRT)-Systems.

Ein solches BRT-System ist ein Ansatz für vorausschauende Stadtplanung und wurde vor Jahren für Nairobi angedacht. Im Rahmen des Projekts sollen fünf Buslinien mit eigenen Spuren ausgerollt werden, um die schnell wachsenden Außenbezirke mit der Innenstadt zu verbinden.

Öffentliche Verkehrsmittel werden eine größere Rolle spielen?

Ja, denn sonst droht der Verkehrsinfarkt. Und es müssen auch Verkehrsmittel sein, die für die Mittelklasse akzeptabel sind, die also ein gewisses Level an Komfort und Sicherheit bieten. Weil das bislang fehlt, fährt die Mittelklasse fast ausschließlich mit dem eigenen Kfz zur Arbeit. Die Anbindung von Wohnvierteln an existierende Bahnlinien, wie die vor einigen Jahren in Kenia gebaute Standard Gauge Railway, wird dabei eine Rolle spielen.

Welche Trends sehen Sie noch?

Die Planung von Gebäuden bei finanzstarken Trägern schließt immer häufiger den Lebenszyklus eines Gebäudes inklusive der Instandhaltung ein. Früher war das anders. Das Projekt war mit dem Bau abgeschlossen.

Auch spielt nachhaltiges Bauen eine immer wichtigere Rolle und internationale Zertifikate wie EDGE kommen ins Spiel. Die Einhaltung dieser Standards kostet zwar Geld, aber als Bauträger kann man dadurch auch günstigere Finanzierungen bekommen. Es gibt sogenannte "Green Bonds", das sind Investmentfonds, die Kapital für nachhaltige Projekte bereitstellen. 

Auch Environmental Social Governance (ESG) spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle, Standards für Nachhaltigkeit und Sozialverträglichkeit, auf die gerade internationale Investoren immer mehr achten.

Sogenannte Real Estate Investment Trusts (REIT) verändern die Branche ebenfalls. Es handelt sich dabei um mitunter internationale Firmen, denen kommerzielle Gebäude wie Büros, Malls oder größere Studentenwohnheime gehören und die diese betreiben. REIT-Projekte sind häufig auch an internationale Qualitätsstandards gebunden. All diese geschilderten Trends zielen auf qualitativ hochwertigere Gebäude mit einer komplexeren Planung ab. Für uns sind das in der Regel attraktive Projekte.

Wenn die Städte explodieren, müssen doch auch Vorstädte gebaut werden. Was tut sich in dem Bereich?

Weil sich internationale Investoren nun auch vermehrt im Bereich "Affordable Housing" engagieren, wird auch dieser Bereich interessanter für uns. Die Investoren bringen internationale Standards in die Projekte und Themen wie Brandschutz und Energieeffizienz spielen bei der Planung eine Rolle. Bei den "Affordable Housing"-Projekten handelt es sich mitunter um riesige Projekte mit mehreren tausend Wohneinheiten. Aber es sind oft unsichere Projekte, die sich lange hinziehen, weil sie staatlich initiiert wurden und Investoren erst gefunden werden müssen. Das können Geberorganisationen sein, aber auch private Investoren. Vorher war das anders: Die Qualität bei solchen Projekten war fast immer schlecht und auch Korruption spielte eine große Rolle.

Das Interview führte Carsten Ehlers von Germany Trade & Invest im Mai 2025.

Weitere Informationen

Informationen zu Wirtschafts- und Branchentrends, Zoll- und Rechtsfragen sowie aktuelle Ausschreibungen finden Sie auf der Länderseite Kenia von Germany Trade & Invest.

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