Angola ist nach Nigeria der zweitgrößte Erdölproduzent in Afrika. Die Regierung in Luanda arbeitet an der Diversifizierung der Industrie und hat seit 2018 notwendige Reformen angestoßen. Die Coronakrise stellt sie jedoch bei der angestrebten Neuordnung vor enorme Herausforderungen.
Die in den Jahren hoher Ölpreise reichlich fließenden Einnahmen haben nach Ende des Bürgerkrieges 2002 zu einer sehr einseitigen Ausrichtung der Wirtschaft geführt. Die Wirtschaftspolitik war in hohem Maße von Missmanagement und Korruption gekennzeichnet. Seit einigen Jahren versucht Angola gegenzusteuern und andere Sektoren zu fördern. Investitionen in die Infrastruktur sind wichtiger Teil der Maßnahmen, haben allerdings zu einem starken Anstieg der öffentlichen Verschuldung geführt.
Aktuelle Informationen zu den Auswirkungen der Coronapandemie auf Angolas Wirtschaft finden Sie im Special von Germany Trade & Invest. |
Das Länderprofil wurde zuletzt im November 2021 aktualisiert.
Daten und Fakten Angola
Expertenstimme

María Sanchez
Angola-Experte Vandré Spellmeier
Angola hat boomende Jahre mit teilweise zweistelligen Wachstumsraten erlebt. Seit 2015 geht das Land durch eine Krise, hauptsächlich wegen des niedrigen Ölpreises. Die Wirtschaftsreformen, die seit circa drei Jahren umgesetzt werden, sowie das neue Investitionsgesetz machen das Land für ausländische Investoren wieder attraktiver. Geschäftschancen für deutsche Unternehmen gibt es weiterhin in den Branchen Nahrungsmittel, Landwirtschaft, Medizin, Bau und Energie.
Vandré Spellmeier Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Angola
Potenzialbranchen
Bauwirtschaft | Eine hohe Staatsverschuldung sowie geringe Öleinnahmen bieten dem Staat wenig Spielraum für Investitionen. Begonnene oder finanzierte Vorhaben dürften jedoch umgesetzt werden. Öffentlich-private Partnerschaften werden daher umso wichtiger. Auch wenn sich oft chinesische Bauunternehmen die Generalaufträge sichern können, gibt es im Bereich Planung, Ingenieurbau und Bauüberwachung durchaus auch Chancen für deutsche Unternehmen. |
Bergbau und Rohstoffe | Angola will mehr alternative Rohstoffe fördern, um sich vom Erdöl unabhängiger zu machen. Dabei stehen Diamanten und Phosphat im Vordergrund, aber auch bei Kobalt, Kupfer, Nickel und Lithium sowie Eisenerz gibt es Explorationsvorhaben. Eine neu geschaffene nationale Agentur für Mineralressourcen soll alle Aktivitäten steuern. Die Bedeutung des Ölsektors wird sich tendenziell verringern. |
Chemie | Das Ölförderland will seine Raffineriekapazitäten ausbauen, da bisher nur rund 20 Prozent des inländischen Kraftstoffbedarfs gedeckt werden. Bei mehreren Projekten gibt es allerdings Verzögerungen. Mit dem beginnenden Abbau der Phosphatvorkommen kann der Grundstock für eine Düngemittelindustrie gelegt werden. |
Energiewirtschaft | Derzeit sind lediglich rund 40 Prozent aller Haushalte an das Stromnetz angeschlossen. Vor allem Wasserkraft und Solarenergie sollen zusätzliche Kapazitäten schaffen. Auf dem Plan stehen auch Übertragungsleitungen und eine bessere lokale Verteilung. Seit Februar 2021 unterstützt die Weltbank die Entwicklung der Elektrizitätsversorgung mit 250 Millionen US-Dollar (US$). |
Gesundheitswirtschaft | Die Weltbank sagte im Herbst 2019 für den Ausbau des Gesundheitssektors 110 Millionen US$ zu. Landesweit entstehen neue Krankenhausprojekte, darunter große Vorhaben mit rund 200 Betten. |
Landwirtschaft | Um die Abhängigkeit von Nahrungsmitteln zu verringern, hat die Regierung 2019 eine Liste mit 54 Produkten veröffentlicht, die lokal beschafft werden sollen(PRODESI). Zudem werden Logistikzentren in verschiedenen Provinzen aufgebaut, um den Marktzugang für Kleinbauern zu verbessern. |
Nahrungsmittel | Vor dem Bürgerkrieg war Angola Exporteur zahlreicher landwirtschaftlicher Produkte. Daran will das Land wieder anknüpfen und baut in mehreren Landesteilen Wertschöpfungsketten und Logistik wieder auf. Zuletzt wurde vor allem in Vorstufen der Produktion, wie Mühlen, investiert. Das verstetigt den Nachschub für nachgelagerte Betriebe und legt die Basis für eine breit aufgestellte Nahrungsmittelverarbeitung. Das Privatisierungsprogramm der Regierung bietet Einstiegschancen. |
Der Branchencheck-Angola enthält weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen und Links zu ausführlichen Branchenberichten.
Marktzugang
Rechtlicher Rahmen
- Die GTAI-Website informiert Sie über aktuelle Rechtsänderungen in Angola.
- Für die Suche nach einem Rechtsanwalt ist die Anwaltsliste der deutschen Botschaft in Luanda (PDF) hilfreich.
- Bei individuellen Anfragen unterstützen Sie die GTAI-Rechtsexperten.
Gewerbliche Wareneinfuhr und Zoll
- Einen Überblick über die wichtigsten Zoll- und Einfuhrregelungen gibt die GTAI-Publikation Zoll und Einfuhr kompakt - Angola.
- Auf der GTAI-Website finden Sie aktuelle Meldungen zu geänderten Zoll- und Einfuhrregelungen in Angola.
- Zudem beantworten die Zollexperten der GTAI Ihre Anfragen auch individuell.
Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen
In Angola sind verschiedene bilaterale und multilaterale Geber aktiv. Die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank und andere stellen Finanzierung für Vorhaben der öffentlichen Hand bereit. Aus diesen geberfinanzierten Projekten resultieren Aufträge, die ab gewissen Schwellenwerten international ausgeschrieben werden. Dies sind in erster Linie Tender für den Einkauf von Consultingleistungen, aber auch für Liefer- und Bauleistungen.
Bei Germany Trade & Invest finden Sie aktuelle
Unterstützung beim Markteinstieg in Angola
Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika, das BMWK-Markterschließungsprogramm und weitere Institutionen der Außenwirtschaftsförderung bieten verschiedene Maßnahmen in ausgewählten Branchen an, um deutschen Unternehmen die Erschließung des Zielmarktes Angola zu erleichtern.
Unabhängig von der Branche und vom Zielland können Unternehmen die "Beratungsgutscheine Afrika" in Anspruch nehmen. Das Förderprogramm des BMWK unterstützt den Markteinstieg deutscher KMU in Afrika mit bis zu 75 Prozent der Kosten für maximal 15 Beratertage. |
Wasser und Umwelt
Angola gehört zu den Zielländern des Projektes "Abfallwirtschaft im südlichen Afrika" des Wirtschaftsnetzwerks Afrika. Am 31.03.2022 gibt es eine digitale Informationsveranstaltung zum Projekt. Zudem können Unternehmen im Rahmen des Projektes bis zu 40 Stunden kostenloser Beratung in Anspruch nehmen. Weitere Informationen gibt es im Infoletter oder bei der Geschäftsstelle des Wirtschaftsnetzwerks Afrika.