Mann mit Tablet bei der Farmarbeit in Kenia

Mit Hilfe von digitalen Tools und Anwendungen lässt sich der Weg von Produkten aus Afrika dokumentieren und transparent nachverfolgen.

Optimierte Prozesse und Transparenz: Mit digitalen Lösungen stärkt die Firma Anteja kenianische Landwirtschaftsbetriebe, damit diese vom internationalen Export profitieren und sich in der Wertschöpfungskette optimal positionieren können.

Wirtschaft für Entwicklung Ostafrika

Frau Dermastia, Sie arbeiten seit Jahren an der Digitalisierung in der Landwirtschaft in verschiedenen Ländern Afrikas. Welche Ziele verfolgen Sie?

Mateja Dermastia, Gründerin von Anteja Anteja Mateja Dermastia, Gründerin von Anteja

Ich nutze moderne Tools und digitale Lösungen, um den Weg von Produkten aus Afrika transparent nachzuzeichnen. Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher auf dem internationalen Markt heute eine qualitativ hochwertige Ware kaufen, möchten sie wissen, woher sie kommt. Das können wir mit moderner Technologie aufzeigen. Von dieser Transparenz profitieren nicht nur die Kundinnen und Kunden, sondern auch Produzenten und Händler.

Zertifizierungsprozesse beispielsweise sind unheimlich teuer und schlucken einen Teil ihres Gewinns. Digitale Lösungen können solch langwierige Prozesse überflüssig machen oder abkürzen, sodass eine größere Gewinnmarge bei den landwirtschaftlichen Betrieben verbleibt.

Um diese Innovationen in der Landwirtschaft voranzutreiben, sind auch die richtigen Partner vonnöten. Wie entstehen Ihre Kooperationen?

Es ist eine Kombination aus Chancen und Mut. In der Vergangenheit hatte ich das Glück, die richtigen Menschen zur richtigen Zeit zu treffen, und den Mut, mit ihnen Ideen umzusetzen. Eine erste bedeutungsvolle Begegnung war mein Professor und Mentor in der Harvard Kennedy School, Dr. Juma Calestous. Nach meinem Studium arbeiteten wir eng zusammen. Er erkannte früh das Potenzial der digitalen Transformation in der Landwirtschaft in Ostafrika und auch Jahre nach seinem Tod nehmen seine Ideen Gestalt an, beispielsweise in Projekten in meinem kürzlich gegründeten Unternehmen Anteja.

Die Gründung von Anteja geht auch auf eine besondere Begegnung zurück: Mitte 2019 lud mich die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH zu einem Workshop mit dem Thema "Export Management" in Nairobi ein. Ich traf die kenianische Unternehmerin Mary Ngechu und stellte fest, dass wir ähnliche Ziele hatten. Wir beschlossen, zusammen zu arbeiten. Ein zweiter Workshop Anfang 2020 gab uns dabei die entscheidenden Informationen an die Hand: Zusammen mit 60 Unternehmerinnen und Unternehmern diskutierten wir, wie digitale Tools in Kenia für mehr Transparenz sorgen können.

Beide Veranstaltungen organisierte das Projekt "Perspektiven schaffen: Wirtschaft für Entwicklung (Ostafrika)." Die GIZ setzte dieses Projekt gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und lokalen Partnern im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) um. Mary und ich nutzten die Erkenntnisse aus den Workshops und keinen Monat später gründeten wir die Firma Anteja. Heute haben wir sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Welche Projekte setzen Sie mit Anteja um?

Wir arbeiten mit kenianischen Bäuerinnen und Bauern, die ihre Bio-Produkte in der Naturkosmetik und Medizin auf den europäischen Markt bringen wollen. In Afrika ist dieser Markt noch recht klein, aber europäische Verbraucherinnen und Verbraucher suchen bewusst nach biologisch angebauten und fair produzierten Produkten. Die Covid-19-Pandemie hat diesen Trend noch verstärkt. Wir helfen den Landwirten in Afrika, ihre Bio-Produkte nach Europa zu exportieren und dabei gute Gewinne zu erzielen.

Technologie und Digitalisierung sind dabei von zentraler Bedeutung. Indem Wertschöpfungsketten transparenter werden, sehen die Konsumentinnen und Konsumenten in Europa, woher beispielsweise ihre Shea Butter kommt, dass der biologische Anbau die Umwelt nicht belastet hat und die Arbeiterinnen und Arbeiter fair bezahlt wurden. Dafür geben bewusste Kunden und Kundinnen heute gerne mehr Geld aus. Die Bäuerinnen und Bauern verbessern ihre Position in der Wertschöpfungskette, erhalten mehr Kontrolle und mehr Einkommen – für eine fairere Welt. 


Logobanner Anteja, BMZ und GIZ Logobanner Anteja, BMZ und GIZ

Das Interview fand im Rahmen des EZ-Scout Programms (seit 2021: Business Scouts for Development) im Dezember 2020 statt.  

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