Kenia bleibt die treibende ökonomische Kraft in Ostafrika und ist politisch bedeutend für die Stabilität in der Region. Doch auch mit einer neuen Regierung unter Präsident William Ruto dürfte sich der Staat mit Investitionen weiter schwer tun - der Druck zu sparen ist groß. Andererseits ist der Bedarf zum Beispiel für den Ausbau der Infrastruktur immens.
Das ostafrikanische Land zählt zu den größten Volkswirtschaften in Subsahara-Afrika. Die kenianische Wirtschaft ist breit aufgestellt. Die Landwirtschaft ist dennoch die zentrale Stütze: Schnittblumen, Kaffee, Tee sowie Früchte und Gemüse sind wichtige Exportgüter. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, sind Investitionen im Agrarsektor dringend nötig.
Neben einer lokalen Konsumgüterindustrie hat sich auch ein kenianischer Dienstleistungssektor erfolgreich etabliert, hauptsächlich in den Bereichen Tourismus und Finanzwirtschaft. Kenias Start-up-Sektor, oft als „Silicon Savannah“ bezeichnet, gehört zu den dynamischsten auf dem Kontinent. Viele der Neugründungen sind in den Bereichen FinTech, GreenTech, AgriTech, Logistik, E-Commerce und Energie aktiv.
Die Zollunion East African Community (EAC) stärkt Kenias Funktion als regionaler Hub Ostafrikas. Mit seinem Hafen in Mombasa erfüllt das Land eine wichtige Rolle als Handelsdrehscheibe in der Region.
Das Länderprofil wurde zuletzt im Februar 2023 aktualisiert.
Kenia ist der wirtschaftliche Hub in der East African Community (EAC) und für die meisten deutschen Unternehmen der Einstieg in die Region Ostafrika. Wir erleben in den letzten Jahren deutlich steigendes Interesse aus Deutschland an einer Präsenz vor Ort. Nicht verwunderlich, denn Ostafrika ist die wichtigste Wachstumsregion auf dem Kontinent. Kenia bietet weitgehende wirtschaftliche Freiheiten beim unternehmerischen Engagement. Dies ist auch auf Dauer so zu erwarten, denn Kenia bekennt sich zu einer liberalen Wirtschaftspolitik.
Maren Diale-Schellschmidt
Delegierte der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika
Drei Fragen zu ... Kenia
Carsten Ehlers, GTAI-Korrespondent in Kenia, beantwortet drei Fragen zu seinem Gastland.
Drei Fragen an... Carsten Ehlers, GTAI-Korrespondent in Kenia
Daten und Fakten Kenia
Potenzialbranchen
Energiewirtschaft | In Kenia dominieren erneuerbare Energien den Strommarkt. Vor allem die Nachfrage nach eigenen Lösungen ist hoch. Zahlreiche Großabnehmer von Strom, wie Fabriken und Flughäfen, versorgen sich inzwischen über dezentrale Solaranlagen. Internationale Geber, darunter auch Deutschland, fördern den Ausbau des Stromnetzes. Ebenfalls unterstützt werden der Neu- und Ausbau von Geothermiekraftwerken und Windparks. |
Bauwirtschaft | Es stehen diverse umfangreichere Infrastrukturmaßnahmen an. Auch bei privaten Bauprojekten könnte es nach einer konjunkturbedingten Flaute wieder zu mehr Dynamik kommen. Chancen für deutsche Unternehmen bestehen insbesondere bei beratenden Dienstleistungen oder dem Zuliefern von Komponenten. |
Landwirtschaft | In Kenia wächst der Bedarf an Nahrungsmitteln rasant und bietet Potenzial für Agroinvestoren, zum Beispiel beim Anbau von Getreide sowie in der Milch- und Viehwirtschaft. Gutes Geschäft verzeichnen Farmen, die für den Export Schnittblumen züchten oder Tee, Kaffee und Früchte wie Avocados anbauen. |
Gesundheitswirtschaft | Trotz pandemiebedingt mäßiger Konjunkturaussichten gehen Experten für das Jahr 2022 von weiterem Wachstum im Gesundheitssektor aus. Bei den Investitionen dürften Einrichtungen für die Behandlung chronischer Krankheiten, Diagnostikzentren sowie die lokale Produktion medizinischer Verbrauchsgüter im Mittelpunkt stehen. Auch deutsche Zulieferer planen in Kenia zu produzieren oder haben bereits damit begonnen, zum Beispiel B. Braun, Otto Bock und Merck. |
Umwelt und Wasser | Es gibt umfangreiche Investitionen in die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Die größeren Projekte werden fast alle von Gebern finanziert. Die Technik für die Wasserprojekte wird meist aus dem Ausland importiert. Deutsche Unternehmen, wie Fichtner, Jos Hansen (KSB) und Wilo sind in Kenias Wassersektor aktiv. Gute Geschäftschancen bestehen als Berater, Lieferanten und als Unterauftragnehmer bei technisch komplizierten Installationen. Dringend sind Lösungen auch bei der Abfallentsorgung. In Nairobi soll eine Waste-to-Energy-Anlage gebaut werden. Recycling spielt eine zunehmende Rolle. |
IT und Telekommunikation | Die Digitalisierung in Kenia wird durch die Pandemie weiter beschleunigt. Nairobi gilt als einer der dynamischsten IT-Standorte Afrikas mit zahlreichen interessanten Start-up-Unternehmen. Die Betreiber von Mobilfunknetzen, wie Safaricom und Airtel, verbessern die Infrastruktur und bauen die 5G-Netze aus. Der Markt ist zudem attraktiv für Investitionen in Rechenzentren oder für Anbieter IT-basierter Dienstleistungen. |
Der Branchencheck-Kenia enthält weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen und Links zu ausführlichen Branchenberichten.
Marktzugang
Rechtlicher Rahmen, Gründen, Investieren
Mehr zu den rechtlichen Rahmenbedingungen für Keniageschäfte: |
Zoll- und Einfuhrregelungen
- Einen Überblick über die wichtigsten Zoll- und Einfuhrregelungen gibt die GTAI-Publikation Zoll und Einfuhr kompakt - Kenia.
- Auf der GTAI-Website finden Sie aktuelle Meldungen zu geänderten Zoll- und Einfuhrregelungen in Kenia.
- Zudem beantworten die Zollexperten der GTAI Ihre Anfragen auch individuell.
Arbeitsmarkt und Löhne
In Kenia sind schätzungsweise 5,3 Prozent der Bevölkerung in einem ordentlichen Beschäftigungsverhältnis. Wie in vielen anderen afrikanischen Ländern konkurrieren Firmen und zahlreiche Headhunter um wenige hoch qualifizierte Arbeitskräfte, die sich ihren Arbeitgeber aussuchen können. Der Abschluss von Renten- und Krankenversicherungen ist nicht verpflichtend. Dennoch sind eine gute Altersvorsorge und medizinische Zusatzleistungen wichtig, um gute Arbeitskräfte zu rekrutieren und zu binden. Arbeitnehmerrechte und die Arbeit von Gewerkschaften sind in Kenia eingeschränkt.
Einen detaillierten Überblick über die Lage am Arbeitsmarkt, Löhne und den arbeitsrechtlichen Rahmen in Kenia gibt die GTAI-Publikation Lohn- und Lohnnebenkosten Kenia.
Die Qualifizierung junger Fachkräfte, die sich am Bedarf der kenianischen Wirtschaft ausrichtet, ist eine der großen Herausforderungen des Landes. iMOVE: Training – Made in Germany bietet Informationen zum kenianischen Markt der Aus- und Weiterbildung und Chancen, die sich für deutsche Bildungsanbieter ergeben.
Das Kompetenzzentrum Berufsbildung (Skills Expert Projekt) der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika bietet deutschen und lokalen Unternehmen sowie Bildungsanbietern Informationen und Beratung rund um das Thema Berufsbildung.
Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen
In Kenia sind eine Vielzahl bilateraler und multilateraler Geber aktiv. Die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank und andere stellen Finanzierung für Vorhaben der öffentlichen Hand bereit. Aus diesen geberfinanzierten Projekten resultieren viele Aufträge, die ab gewissen Schwellenwerten international ausgeschrieben werden. Dies sind in erster Linie Tender für den Einkauf von Consultingleistungen, aber auch für Liefer- und Bauleistungen.
Einen Überblick über Geschäftschancen bei öffentlichen Aufträgen gibt Germany Trade & Invest (GTAI) im Bericht Entwicklungszusammenarbeit mit Kenia. Bei GTAI finden Sie zudem aktuelle
Kontakte und weiterführende Links
Beratung für Ihr Kenia-Geschäft
Ansprechpartner vor Ort
Weiterführende Informationen
- GTAI Länderseite Kenia
- Neue Märkte - Neue Chancen - Kenia, 2020 (PDF)
- Euler Hermes Export- und UFK-Garantien: Informationen zur Deckungspraxis in Kenia
- Investitionsgarantien des Bundes für Projekte in Kenia
- Reise- und Sicherheitshinweise vom Auswärtigen Amt für Kenia
- Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V.