Ingenieur inspiziert Bauteil in Maschinenfabrik

Ingenieur inspiziert Bauteil in Maschinenfabrik

Der Maschinen- und Anlagenbau Afrikas erfordert Lösung für den lokalen Markt.

Das Unternehmen Bosch Rexroth Holding Südafrika liegt in einem Gewerbegebiet in Kempton Park vor Johannesburg. Bei dem Unternehmen handelt es sich um eine Übernahme des südafrikanischen Automations- und Hydraulikanbieters Hytec und eben nicht um einen traditionellen Bosch-Betrieb in Südafrika.

Außerdem: Die Übernahme selbst trägt eher untypische Züge. Bosch Rexroth Südafrika vertreibt mit rund 770 Angestellten und neun Töchtern Hydraulikanlagen, stellt im Sondermaschinenbau selbst welche her und tritt als Maintenance-Dienstleister und Reparateur auf. Wichtige Branchen sind neben dem Bergbau die maritime Wirtschaft, der Energiesektor und Infrastrukturprojekte.

Herausforderungen und Chancen, Hydraulikanlagen in Afrika zu etablieren

"Wir gehen den Weg einer großen Ausnahme" - so der Geschäftsführer Tillmann Olsen - "die hinzugekommenen Unternehmenseinheiten haben nach der Übernahme im Februar 2018 das Regelwerk der ehemaligen Hytec Holding behalten. Das ist ungewöhnlich für eine so große und traditionsreiche Firma wie Bosch", betont er. "Wir waren jedoch von dem Geschäftsmodell und der gegebenen internen Steuerung überzeugt und wollten die Fehler, die häufig bei Mergers und Aquisitions gemacht werden, meiden. Es ist wichtig die Betriebskultur zu wahren, wenn man der Überzeugung ist, dass das Unternehmen gut organisiert und aufgestellt ist." Und Olsen weiter: "Die Hytec Holding war mit ihren Unternehmenseinheiten durchweg von Nulltoleranz geprägt, wenn es um das Compliance geht. Das gibt uns die Möglichkeit, auch mit der hinzugekommenen Gruppe weiterhin als ‚ethical player‘ - also mit dem schon gegebenen tadellosen Ruf zu punkten". Denn: "Zunehmend will der Kunde - und das vor allem im Bergbau - einen Reputationsschaden wegen unsauberer Geschäftspraktiken meiden."

Dass Bosch Rexroth vor der Übernahme genügend Zeit hatte, Hytec kennenzulernen, liegt auf der Hand. Bosch hat mit Hytec mehr als 50 Jahre kooperiert, während die vollständige Übernahme erst erfolgte, nachdem 2014 Bosch Rexroth als Teil der Boschgruppe 50 Prozent seines Vertriebspartners übernommen hatte.

Auch vor der Übernahme war die damalige Hytec Holding stark im südlichen Afrika vertreten: In Namibia, Botsuana, Sambia, Mosambik und natürlich auch in Südafrika, mit - neben Johannesburg - im ganzen Land über 17 Zweigstellen. Zudem gibt es in Ghana und Kenia jeweils eine Niederlassung. „Als Teil von Bosch Rexroth können die Unternehmen der ehemaligen Hytec Holding jetzt auf dem afrikanischen Markt weiter expandieren.“ Aber auch Südafrika selbst sei neben den großen Einzelmärkten Nigeria und Ägypten interessant, so Olsen.

"Der afrikanische Markt ist komplex. Wichtige Länder wie Nigeria sind nichts für Einsteiger." Wichtig für die Markterschließung in Afrika ist es, "Lösungen für den lokalen Markt zu finden. Unser Kunde ist Enduser und der hat oftmals Probleme, die nicht mit technischen Spezifikationen einer einzelnen Anlage gelöst sind. Es geht darum, das Gesamtproblem des Endusers im Auge zu behalten und ihn bei der Lösung seiner Probleme zu unterstützen", stellt Geschäftsführer Olsen fest. "Dem Kunden fehlt es oft an Know-how, das wir gerne liefern. Und das unterscheidet uns von chinesischen Anbietern, die aufgrund niedriger Preise erfolgreich sind, aber nicht auf die Probleme im Betrieb eingehen und keine ausreichend qualifizierten Service, Reparaturdienste und Ausbildung anbieten." Allein im Aluminiumwerk Mozal in Mosambik sind mehr als 40 Mitarbeiter im Maintenance tätig. "Im Bergbau gilt das Prinzip der ununterbrochenen Produktion, verlorenes Volumen kann kaum im Nachhinein wettgemacht werden", so Olsen. "Wir müssen also nah am Kunden sein, um die ständige Maschinenverfügbarkeit zu gewährleisten."

Das Interview führte Fausi Najjar von Germany Trade & Invest im April 2019. 

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