Bauwirtschaft, Industrieproduktion, IT-Dienstleistungen, Handwerk und Pflege - in Europa und Afrika brauchen Unternehmen brauchen qualifiziertes Personal.
Africa Business Guide | KUK Filmproduktion GmbH
Afrika ist jung
Über 60 % der Bevölkerung Afrikas sind unter 25 Jahre alt. Bis 2050 wird die Bevölkerung auf 2,5 Milliarden anwachsen. Das birgt enormes wirtschaftliches Potenzial. Mit der Bevölkerung wächst die Nachfrage nach Infrastruktur, Produkten und Dienstleistungen. Zudem entwickelt sich der Kontinent zur größten Basis von Arbeitskräften weltweit, während in Europa mit der alternden Gesellschaft der Mangel an Fachkräften zunimmt.
Gleichzeitig bestehen strukturelle Probleme: Hohe Jugendarbeitslosigkeit, geringe Praxisorientierung in der Ausbildung und ein großer informeller Sektor. Viele Firmen, die in Afrika nach Auszubildenden und Fachkräften suchen, finden kein passendes Personal. Zu groß ist die Diskrepanz zwischen der schulischen Ausbildung und den Bedürfnissen der Wirtschaft.
Regional sind die Voraussetzungen hinsichtlich Bildungssystem und vorhandenen Kompetenzen sehr unterschiedlich. Unternehmen begegnen dem mit gezielter Qualifizierung, Partnerschaften und Netzwerken. Dabei können sie auf Initiativen und Projekte sowie die Erfahrungen bereits involvierter Akteure zurückgreifen.
Quellen: Afrikanische Entwicklungsbank, Weltwirtschaftsforum, Weltbank, 2025
Staatliche Investitionen in Bildung
Laut Daten von UNESCO und Weltbank gaben die Länder Subsahara-Afrikas 2023 durchschnittlich 3,3 Prozent ihres Bruttoinlandprodukts (BIP) für Bildung aus. Dabei gibt es starke regionale Unterschiede in den Bildungsausgaben. Länder wie Namibia oder Botswana erreichten sogar etwa neun Prozent. Während Ruanda, Tansania oder Uganda mit rund drei Prozent ihres BIP hinter der Zielsetzung des Weltbildungsforums - von vier bis sechs Prozent - zurückbleiben. Die Maghreb-Staaten im Norden des Kontinents erreichen Werte von zwischen 5 und 8 Prozent. Im südlichen Afrika ist der Bedarf an Bildungsangeboten besonders hoch, denn hier sind rund 50 Prozent aller Jugendlichen arbeitslos. In Ostafrika liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei unter sechs Prozent. Vielerorts fehlt es an geeigneter Ausstattung von Universitäten und praxisnahen Bildungsplänen. Das heißt der Kontinent braucht vor allem langfristige Investitionen in Bildungssysteme.Anstatt sich ausschließlich auf Abschlüsse zu fokussieren muss es darum gehen, Kompetenzen zu vermitteln. Und sie müssen mehr junge Menschen erreichen. Laut UNESCO besuchen in Subsahara-Afrika nur 40 Prozent der jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren eine Bildungseinrichtung – die niedrigste Rate aller Weltregionen. Das zeigt: Unternehmen, die auf dem Markt qualifiziertes Personal finden möchten, sollten Aus- und Weiterbildung als wesentlichen Erfolgsfaktor in ihre Strategie aufnehmen.
Podcast Weltmarkt: Das Fachkräfte-Dilemma |
Initiativen zur Aus- und Weiterbildung in Afrika
Deutsche Unternehmen, Institutionen und bildungspolitische Akteure engagieren sich auf den Gebieten der Aus- und Weiterbildung in Afrika und der Fachkräfteanwerbung aus Afrika. Ziel ist die Förderung dualer Bildungssysteme nach deutschem Vorbild. Denn die Berufsausbildung im klassischen Sinne wird auch in Afrika häufig als zweitklassiger Bildungspfad empfunden. In einigen Ländern und Bereichen kommt auch eine Anwerbung qualifizierter Arbeitskräfte in Frage, um dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken. Für Unternehmen gibt es diese Programme:
- Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt deutsche Unternehmen mit dem Pilotprojekt African Skills 4 Germany (AS4G) dabei, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Der Fokus liegt auf der Gewinnung qualifizierter Fachkräfte und Auszubildender aus 11 afrikanischen Ländern (Ägypten, Algerien, Angola, Côte d’Ivoire, Ghana, Kenia, Marokko, Nigeria, Südafrika, Tansania und Tunesien). Die AHKs bzw. Delegationen der Deutschen Wirtschaft vor Ort identifizieren geeignete Kandidat:innen, bereiten sie vor und vernetzen sie mit interessierten Unternehmen in Deutschland - unterstützt vom AHK-Afrikabüro der DIHK in Berlin.
- In Ghana, Kenia, Nigeria und Südafrika hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie „Skills Experts“ in den Auslandshandelskammern angesiedelt. Sie beraten insbesondere kleine und mittlere deutsche Unternehmen und ihre lokalen Partner zu Inhalten und Ablauf einer bedarfsgerechten dualen Berufsausbildung. Weiterhin geben sie Hilfestellungen bei der Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Ausbildung im Zusammenwirken mit den lokalen Akteuren, einschließlich Prüfung und Zertifizierung (Kontakt aufnehmen zum Skills Expert in Ghana, Kenia, Nigeria, Südafrika).
- Das Stipendienprogramm "Afrika kommt" bildet seit 2008 mit Partnern aus der Wirtschaft junge Führungskräfte aus Afrika in Deutschland aus. 12 Monate lang schauen die Stipendiaten Fachkräften aus dem Management über die Schulter und erhalten so einen Einblick in die Arbeitsabläufe deutscher Unternehmen. Durchführer des Programmes ist die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
- Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt mit der Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung (Invest for Jobs) europäische und afrikanische Unternehmen bei ihrem Engagement in Afrika. Ziel ist es Wirtschaftsstandorte und Branchen zu fördern, Investitionen sowie den Mittelstand zu stärken.
- Die Skills Initiative for Africa (SIFA) ist eine Initiative der Kommission der Afrikanischen Union (AUC), um die beruflichen Perspektiven junger Menschen in Afrika zu stärken. Das BMZ unterstützt die Initiative. SIFA finanziert Projekte zur beruflichen Weiterbildung in Kamerun, Ghana, Äthiopien, Kenia, Nigeria, Südafrika, Tunesien und Togo. In den Ländern fördert die Initiative in erster Linie Projekte, die sich an einkommensschwache Familien richten, sowie Projekte, die arbeitsmarktrelevante Kenntnisse vermitteln, zum Beispiel digitale Fähigkeiten.
- iMOVE, die Initiative des Bildungsministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für den Berufsbildungsexport, unterstützt die Zusammenarbeit von deutschen Unternehmen der beruflichen Aus- und Weiterbildung mit internationalen Partnern. Der Fokus liegt auf der kommerziellen Zusammenarbeit. Das Angebot von iMOVE beinhaltet zum Beispiel Berufsbildungsprogramme, die Einrichtung von Werkstätten und Qualifizierungsmaßnahmen. Zu den Fokusländern in Afrika zählen Ägypten, Ghana, Kenia, Nigeria, Südafrika und Tunesien - weitere folgen.
iMOVE, BIBB
Peter Pfaffe
Das deutsche duale System der beruflichen Bildung genießt in vielen afrikanischen Ländern einen sehr guten Ruf. Deutsche Anbieter können Partnerländer bei der Umsetzung praxisbezogener Berufsbildungselemente unterstützen und damit zugleich eine solide Grundlage für die qualifizierte Fachkräftegewinnung und die Einwanderung in die Ausbildung nach Deutschland schaffen.“
Peter Pfaffe iMOVE, Regional-Manager Subsahara-Afrika
Gehälter sind in Afrika Verhandlungssache
Insgesamt betrachtet liegen die Lohnkosten in den Ländern Afrikas weit unter dem Niveau Europas. Damit ist der Kontinent ein interessanter Produktionsstandort, der sich zunehmend als eine Alternative zu Fernost entwickelt.
Aber auch in Afrika haben qualifizierte Arbeitskräfte ihren Preis. Vor allem dort, wo sie rar sind, schießen Personalkosten in die Höhe. So können etwa Fachkräfte im Ingenieurswesen in Nigeria ein ähnliches Gehalt verlangen wie in Deutschland. Auch in Marokko gleichen sich die Löhne für Personal in Führungspositionen zunehmend dem europäischen Niveau an. In Südafrika verdient man im Topmanagement mitunter mehr als im Vereinigten Königreich oder in den USA. Bei den wenigen Festanstellungen variieren die Gehälter stark, auch innerhalb eines Betriebs. Ausschlaggebend ist hierbei das Verhandlungsgeschick eines jeden Angestellten.
Der Start der afrikanischen Freihandelszone 2021 stärkt nicht nur den innerafrikanischen Warenverkehr, sondern ermöglicht auch qualifizierten jungen Afrikanern und Afrikanerinnen, sich grenzübergreifend nach Arbeitsplätzen umzusehen.
Beschäftigte in Afrika auf Dauer binden
Personal zu finden ist eine Herausforderung, die besten Talente möglichst lange im Betrieb zu halten, eine weitere. Nicht immer zahlen sich die Investitionen in die Ausbildung der Belegschaft aus. Das Abwerben von innerbetrieblich geschulten Fachkräften ist in Afrika weit verbreitet. Viele Angestellte ziehen weiter, sobald sie bei einem anderen Arbeitgeber ein besseres Gesamtpaket finden. Doppelte oder sogar dreifache Gehälter machen den Wechsel besonders attraktiv. Wichtig ist es daher herauszufinden, was sich Mitarbeitende wünschen.
Freiwillige Zusatzleistungen sind ein gutes Argument, um Arbeitskräfte zu halten und neue anzulocken. In vielen Fällen gehören Beschäftigte nicht automatisch einer Krankenkasse an, sodass Firmen entweder für eine Vertragsklinik oder private Krankenversicherung zahlen. In Ländern ohne nennenswerte Rentenversicherung ist eine gute Altersvorsorge ein wichtiges Argument für einen Arbeitgeber. Auch Kinderbetreuung ist ein vielerorts ein wichtiges Thema.
Darüber hinaus spielen Statussymbole wie Firmenhandy und -wagen eine Rolle. Weitere freiwillige Zusatzleistungen, mit denen Unternehmen punkten können, sind Mietzuschüsse, Beiträge zu den Kosten für ÖPNV oder Benzin oder betrieblich organisierter Transport.
Aktualisiert im Dezember 2025
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