Marokko hat sich im vergangenen Jahrzehnt zu einem wichtigen Industriezentrum für Investoren aus der ganzen Welt entwickelt. In unmittelbarer Nähe zu Europa ist das Land außerdem ein interessanter Logistikstandort. Es lockt ausländische Unternehmen mit einer guten Infrastruktur und steuerlichen Anreizen.
Das Königreich gilt als stabil und zugleich offen für private Unternehmen. In speziellen industriellen Sonderzonen haben sich zahlreiche Firmen aus Amerika, Asien und Europa angesiedelt. Besonders stark vertreten sind der Automobilsektor und die Flugzeugindustrie. Traditionell spielt in der Außenwirtschaft weiterhin die Textilindustrie eine wichtige Rolle und zunehmend auch die Landwirtschaft.
Im Dienstleistungsbereich hat sich Marokko zu einem wichtigen Finanzstandort entwickelt und der Tourismus ist ebenfalls von Bedeutung. Mit Ägypten und Südafrika gehört Marokko zu den drei meist besuchten Urlaubszielen in Afrika. In Zukunft könnte auch der Informations- und Kommunikationssektor an Relevanz gewinnen.
Der Klimawandel ist für Marokko eine Herausforderung, denn die zunehmende Anzahl an Dürrejahren beeinträchtigt die Landwirtschaft. Zugleich bieten das wachsende Interesse an Strom aus erneuerbaren Energien und die Produktion von grünem Wasserstoff auch ein großes Entwicklungspotenzial für das Land.
Das Länderprofil wurde zuletzt im Februar 2023 aktualisiert.

Andreas Wenzel
Afrika-Experte Andreas Wenzel
Marokko ist für die deutsche Wirtschaft ein attraktiver Markt und Investitionsstandort. Dank einer wirtschaftsfreundlichen Reformpolitik und der erstklassigen Infrastruktur belegt das Königreich Rang 53 des Ease of Doing Business Index der Weltbank. Gerade in Hochtechnologiebereichen wie der Automobilindustrie, der Luftfahrt oder beim Thema Industrie 4.0 bietet Marokko vielfältige Chancen. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien sowie eine tiefere Wertschöpfung in der Landwirtschaft sind weitere spannende Zukunftsthemen. Als Brücke zu Europa bietet sich die Wirtschaftsmetropole Casablanca als Standort für die Regionen Nord- und Westafrika an.
Andreas Wenzel Geschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Marokko (AHK)
Daten und Fakten Marokko
Potenzialbranchen
Automobil | Marokkos Automobilsektor hatte sich bis zum Ausbruch der Coronapandemie sehr stark entwickelt. Im ersten Halbjahr 2020 gab es jedoch einen Umsatzrückgang von 40 Prozent. Mittel- bis langfristig wird sich die Branche jedoch wieder erholen. |
Maschinenbau | Im Frühjahr 2020 gab es zahlreiche Produktionsstopps, wodurch Aufträge für Maschinenbauer zurückgegangen sind. Mit der Konjunkturerholung werden auch wieder die Bestellungen aus dem Ausland zunehmen. Das Industrieministerium will in Zukunft verstärkt die lokale Fertigung fördern, sodass neue Chancen für Zulieferer entstehen. |
Gesundheitswirtschaft | Marokko konnte während der Coronapandemie mehr Medizintechnik lokal produzieren. Dazu gehören Verbrauchsgüter wie Masken, Desinfektionsmittel aber auch Beatmungsgeräte oder Notfallbetten. Der Großteil der Hightech Produkte wird weiterhin durch Exporte gedeckt werden. Das Land baut jedoch Kapazitäten auf, um in einigen Jahren selbst Impfstoffe produzieren und entwickeln zu können. |
Bauwirtschaft | Die Regierung gibt Impulse, um den krisengebeutelten Bausektor anzukurbeln. Sie beschleunigt Genehmigungsprozesse und bewilligte Vorhaben mit einem Gesamtvolumen circa 2,4 Milliarden US-Dollar. Die Hersteller von Baustoffen und Baumaschinen werden jedoch die vorherigen Umsatzeinbußen dadurch noch nicht ausgleichen können. |
Chemie | Marokkos führendes Phosphatunternehmen hat die Krise überstanden und erreichte 2020 fast den Vorjahresumsatz. Dasselbe gilt für die Pharmaindustrie, die zudem 17 Prozent des Umsatzes durch Exporte erwirtschaftete. |
Energiewirtschaft | Die Regierung will weiterhin den Anteil von Erneuerbaren bis 2030 auf rund 52 Prozent steigern. 2020 schlossen Deutschland und Marokko einen Kooperationsvertrag, um die Produktion von grünen Wasserstoff in Marokko zu fördern. |
IT und Telekommunikation | Das Jahr 2020 führte vor allem im Bereich IT-Offshoring zu Einbußen. Durch den Lockdown kamen außerdem viele Netzwerk- und Engineeringaktivitäten zum Erliegen. Mittelfristig rechnen Branchenverbände mit einem positiven Wachstum. |
Nahrungsmittel | Hersteller von Grundnahrungsmitteln blieben von den Auswirkungen der Corona-Krise verschont. Produzenten verarbeiteter Lebensmittel hatten Umsatzeinbußen von bis zu 30 Prozent. Die Regierung will die lokale Lebensmittelindustrie stärken und ausgewählte Güter vor Ort produzieren |
Textil- und Bekleidung | Bereits 2019 hatte der Sektor mit Effizienzdefiziten zu kämpfen. 2020 war von einer erfolgreichen Maskenproduktion einerseits und Firmenschließungen andererseits gekennzeichnet. Nischenprodukte und eine Ausrichtung auf andere afrikanische Absatzmärkte bieten Potenzial für die Zukunft. |
Landwirtschaft | Die Landwirtschaft litt 2020 nicht nur unter der Corona-Krise, sondern auch unter einer Dürre. Der Klimawandel macht weitere Investitionen in moderne Technologien notwendig. Der sparsame Einsatz von Wasser steht im Fokus. |
Der Branchencheck-Marokko von Germany Trade & Invest enthält weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen und Links zu ausführlichen Branchenberichten.
Marktzugang
Rechtlicher Rahmen, Gründen, Investieren
- Einen Überblick zu den rechtlichen Rahmenbedingungen für Ihr Marokko-Geschäft gibt die GTAI-Publikation Recht kompakt Marokko.
- Die GTAI-Website informiert Sie über aktuelle Rechtsänderungen in Marokko.
- Für die Suche nach einem Rechtsanwalt ist die Anwaltsliste der deutschen Botschaft in Rabat (PDF) hilfreich.
- Bei individuellen Anfragen unterstützen Sie die GTAI-Rechtsexperten.
Zoll- und Einfuhrregelungen
- Einen Überblick über die wichtigsten Zoll- und Einfuhrregelungen gibt die GTAI-Publikation Zoll und Einfuhr Kompakt Marokko.
- Auf der GTAI-Website finden Sie aktuelle Meldungen zu geänderten Zoll- und Einfuhrregelungen in Marokko.
- Zudem beantworten die Zollexperten der GTAI Ihre Anfragen auch individuell.
Arbeitsmarkt und Löhne
Die Fluktuation ist in Marokko hoch, das Gehaltsgefüge undurchsichtig. Unternehmen vor Ort beschreiben es als schwierig, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und zu halten. Gleichzeitig fühlen sich viele, vor allem junge Menschen überqualifiziert und unterbezahlt.
Einen detaillierten Überblick über die Lage am Arbeitsmarkt, Löhne und den arbeitsrechtlichen Rahmen in Marokko gibt die GTAI-Publikation Lohn- und Lohnnebenkosten Marokko.
Das Kompetenzzentrum Berufsbildung der AHK Marokko bietet deutschen und lokalen Unternehmen sowie Bildungsanbietern Informationen und Beratung rund um das Thema Berufsbildung.
Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen
In Marokko engagieren sich verschiedenste Geber. An erster Stelle EU-Institutionen, aber auch die Weltbank, die französische Agence Française de Développement oder die Vereinten Nationen stellen Finanzierung für öffentliche Vorhaben bereit. Schwerpunkte der deutschen bilateralen Zusammenarbeit sind die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigungsförderung, erneuerbare Energien und Wasser. Zur Umsetzung all dieser Vorhaben werden viele Aufträge international ausgeschrieben. Auch deutsche Unternehmen können davon profitieren. Im Jahr 2018 gab es die meisten internationalen Ausschreibungen zu Consultingleistungen und im Bereich Wasser und Abwasser.
Einen Überblick über Geschäftschancen bei öffentlichen Aufträgen gibt Germany Trade & Invest (GTAI) im Bericht Entwicklungszusammenarbeit mit Marokko. Bei GTAI finden Sie zudem aktuelle
Kontakte und weiterführende Links
Beratung für Ihr Marokko-Geschäft
Ansprechpartner vor Ort
Weiterführende Informationen
- GTAI Länderseite Marokko
- Neue Märkte - Neue Chancen - Marokko, 2021 (PDF)
- "Marokko als Tor zu den frankophonen Märkten Westafrikas" – Marktstudie im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg, 2021
- Euler Hermes Export- und UFK-Garantien: Informationen zur Deckungspraxis in Marokko
- Investitionsgarantien des Bundes für Projekte in Marokko
- Reise und Sicherheitshinweise vom Auswärtigen Amt für Marokko
- Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V.
- EMA Euro – Mediterran – Arabischer Länderverein