Nigeria ist mit 200 Millionen Einwohnern bei Weitem das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Vor einigen Jahren zog das westafrikanische Land in punkto Wirtschaftsleistung sogar an Südafrika vorbei.

Die sprudelnden Öleinnahmen führten in Nigeria ab den 1990er Jahren zu einer Deindustrialisierung des Landes. Die heimische Produktion wurde, einschließlich der einst florierenden Landwirtschaft, immer mehr durch Importe ersetzt. Seit ein paar Jahren setzt die Regierung auf wirtschaftliche Diversifizierung und Anreize für mehr lokale Produktion. Der hohen Abhängigkeit vom Öl- und Gassektor soll damit entgegengesteuert, Importe verringert und die gesamte Wirtschaft resilienter werden.

Dennoch bleibt das regionale Schwergewicht als Investitionsziel hinter seinem Potenzial zurück. Hemmschuhe sind die vielerorts unzureichende Infrastruktur, Korruption, mangelnde Rechtssicherheit und regionalen Sicherheitsrisiken.

Trotz der zahlreichen Herausforderungen ist das Land ein vielversprechender Wirtschaftsstandort. Neben Öl und Gas spielen bei Investitionen und Handel vermehrt der Konsumgüterbereich eine Rolle. Alleine aufgrund seiner Bevölkerungsgröße ist Nigeria ein interessanter Verbrauchermarkt - die Vereinten Nationen gehen von einer Verdoppelung der Einwohnerzahl auf 400 Millionen bis zum Jahr 2050 aus.

Die Bereiche Agribusiness, Gesundheitswirtschaft, Wasser-, Abfall- und Abwasserwirtschaft sowie Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) bieten ebenfalls Chancen. Geschäftsmöglichkeiten ergeben sich auch bei Infrastrukturvorhaben, etwa in den Bereichen Verkehr und Energie. Ein weiterer Wachstumsmarkt ist der Finanzdienstleistungssektor.

Das Länderprofil wurde zuletzt im Februar 2023 aktualisiert.

Katharina Felgenhauer, Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Nigeria

Nigeria-Expertin Katharina Felgenhauer

Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas wird die Nachfrage nach Konsumgütern weiter steigen. Potenzial sehen wir zudem in Agrarwirtschaft, Gesundheitswirtschaft, e-Commerce und Infrastrukturvorhaben. Nigeria unternimmt verstärkt Anstrengungen, lokale Wertschöpfung aufzubauen und die Wirtschaft zu diversifizieren. Hier sind auch Zulieferer und Know-How aus Deutschland gefragt.

Katharina Felgenhauer Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Nigeria

Daten und Fakten Nigeria

SWOT-Analyse

S

Strengths Stärken

  • Reiche Erdöl- und Gasvorkommen
  • Relativ breit aufgestellte Industrie in Lagos
  • Größter Verbrauchermarkt Afrikas mit mehr als 210 Millionen Einwohnern
  • Großer Pool an motivierten Arbeitskräften
W

Weaknesses Schwächen

  • Schlechte Infrastruktur
  • Korruption und Vetternwirtschaft in der öffentlichen Verwaltung
  • Hohe Standortkosten und steigende Sicherheitskosten
  • Großteil der Bevölkerung mit rückläufiger Kaufkraft
O

Opportunities Chancen

  • Potenzial in vielen Branchen (etwa Agribusiness, Gesundheit, Umwelttechnik)
  • Hoher Bedarf an Infrastruktur (Energieerzeugung, Transport, Wohnen, Telekommunikation)
  • Steigende Nachfrage nach Maschinen und Produktionsmitteln durch zunehmende Diversifizierung der Wirtschaft
  • ECOWAS und neue panafrikanische Freihandelszone 
T

Threats Risiken

  • Stark schwankender Ölpreis
  • Latenter Abwertungsdruck auf Währung Naira, steigende Inflation
  • Sicherheitsrisiken in vielen Teilen des Landes
  • Steigende Arbeitslosigkeit und Armut

Potenzialbranchen

Chemie

Dangotes Mega-Ölraffinerie soll 2021 fertig gestellt werden. Künftig sollen dort Benzin, Diesel, Kerosin, Polypropylen, Propan, Schwefel sowie Düngemittel hergestellt werden. Die Indorama-Gruppe aus Singapur plant bis 2025 Investitionen in Milliardenhöhe und könnte zum größten Hersteller von Petrochemikalien und Düngemittel in Afrika werden.

Energiewirtschaft

Die Regierung fördert dezentrale Energielösungen wie Mininetze und netzunabhängige Solarsysteme. Mit Siemens als Partner soll das Stromnetz modernisiert und bis 2023 Kapazitäten von 11 Gigawatt aufgebaut werden.

Bauwirtschaft

Global Data prognostiziert für Nigerias Bausektor ein durchschnittliches Wachstum von 3,2 Prozent für die Jahre 2022 bis 2025. Investitionen der Regierung in die Infrastruktur und den Energiesektor sorgen für Dynamik. Der Wohnungsbau entwickelt sich hingegen nur schleppend. Für deutsche Unternehmen ergeben sich vor allem Chancen als Zulieferer von Maschinen, Baustoffen, Chemikalien und Kunststoffen.

Landwirtschaft

Die Branche verzeichnet in der Corona-Pandemie kaum Einbußen. Der Staat ist der größte Käufer von Landmaschinen. Private Investitionen fließen in den Anbau von Gemüse, Reis, Zuckerrohr, Kassava und Tomaten sowie in den Aufbau von Geflügelfarmen.

Nahrungsmittel

Der Staat fördert die lokale Produktion durch staatliche Programme. Zudem fließen mehr private Investitionen in die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte. Hier sind die Untersegmente Milchprodukte, Cerealien, Snacks und Getränke besonders vielversprechend.

Bergbau und Rohstoffe

Nicht nur die Coronakrise führt zu Verzögerungen bei vielen Ölprojekten. Ein neuer Gesetzentwurf (Petroleum Industry Bill) sorgt für Verunsicherung. Das Ziel ist es den Sektor umzustrukturieren und Anreize für Investoren zu schaffen. Erdgas gewinnt an Bedeutung.

Maschinen- und Anlagenbau

Nigeria bleibt für deutsche Maschinenbauer der wichtigste Markt in der Region, allerdings nimmt die Konkurrenz aus China und Indien zu. Exportpotenzial für deutsche Unternehmen gibt es bei Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen sowie bei Druck- und Papiermaschinen. Oftmals ist der Import von Maschinen und Anlagen von einem Einfuhrzoll befreit.

Der Branchencheck-Nigeria enthält weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen und Links zu ausführlichen Branchenberichten.

Marktzugang

Rechtlicher Rahmen, Gründen, Investieren

Gewerbliche Wareneinfuhr und Zoll

Arbeitsmarkt und Löhne

Löhne und Gehälter variieren in Nigeria je nach Branche und Position. Vor allem ausländische Unternehmen sind beliebt und machen die Mehrzahl der Arbeitgeber aus. In allen Branchen gilt ein gesetzlicher Mindestlohn. Freiwillige Zusatzleistungen, sogenannte Allowances, spielen eine wichtige Rolle, um Fachkräfte zu gewinnen und zu binden. Die häufigsten Zusatzleistungen sind Mietzuschüsse, Zuschüsse zum ÖPNV sowie Urlaubszulagen.Einen detaillierten Überblick über die Lage am Arbeitsmarkt, Löhne und den arbeitsrechtlichen Rahmen in Nigeria gibt die GTAI-Publikation Lohnkosten und Lohnnebenkosten NigeriaDie Qualifizierung junger Fachkräfte, die sich am Bedarf der nigerianischen Wirtschaft ausrichtet, ist eine der großen Herausforderungen des Landes. iMOVE: Training – Made in Germany bietet Informationen zum nigerianischen Markt der Aus- und Weiterbildung und Chancen, die sich für deutsche Bildungsanbieter ergeben.

Das Kompetenzzentrum für berufliche Aus- und Weiterbildung der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nigeria (Skills Experts Programm) bietet deutschen und lokalen Unternehmen sowie Bildungsanbietern Informationen und Beratung rund um das Thema Berufsbildung.

Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen

In Nigeria sind eine Vielzahl bilateraler und multilateraler Geber aktiv. Die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank und andere stellen Finanzierung für Vorhaben der nigerianischen Regierung bereit. Aus geberfinanzierten Vorhaben resultieren viele Aufträge, die ab gewissen Schwellenwerten international ausgeschrieben werden. Dies sind in erster Linie Tender für den Einkauf von Consultingleistungen, aber auch für Liefer- und Bauleistungen.

Bei Germany Trade & Invest finden Sie aktuelle 

Unterstützung beim Markteinstieg in Nigeria

Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika und weitere Institutionen der Außenwirtschaftsförderung bieten verschiedene Maßnahmen in ausgewählten Branchen an, um deutschen Unternehmen die Erschließung des Zielmarktes Nigeria zu erleichtern.

Afrikanische und deutsche Geschäftsleute im Gespäch.

Beratungsgutscheine Afrika

Das BMWK unterstützt den Markteinstieg deutscher KMU in Afrika. Unternehmen erhalten bis zu 75 Prozent der Kosten für maximal 15 Beratungstage.

Workmen manoeuvre building materials on tower crane, Arbeiter manoevrieren Baumaterialien auf Turmdrehkran

BMWK-Markterschließungsprogramm Neues Fenster zu "BMWK-Markterschließungsprogramm".

Das Markterschließungsprogramm (MEP) erleichtert kleinen und mittleren Unternehmen den Einstieg in ausländische Märkte und bietet aktuell Maßnahmen für Nigeria an.

Two young African Colleagues male and female with a tablet discussing business at the office Cape Town South Africa, afrikanische Kollegen, diskutieren, Büro

Investitionsgarantien des Bundes Neues Fenster zu "Investitionsgarantien des Bundes".

Die Investitionsgarantien sichern Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Nigeria gegen politische Risiken ab und unterstützten Projekte vor Ort.

Krankenschwester, digitalem Tablet

Export­kredit­versicherungen für Privatwirtschaft Neues Fenster zu "Export­kredit­versicherungen für Privatwirtschaft".

Die Hermesdeckungen schützen Exporteure und Banken bei Geschäften mit nigerianischen Handelspartnern vor wirtschaftlich und politisch bedingten Zahlungsausfällen.

Gruene Energie, Erneuerbare Energien lernen

Kompetenzzentrum Energie und Umwelt Nigeria Neues Fenster zu "Kompetenzzentrum Energie und Umwelt Nigeria".

Das Kompetenzzentrum der AHK Nigeria unterstützt vor Ort bei Investitionen in Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Umwelttechnologie.

Business team demonstrating future office plans using a 360 tour through virtual reality, Zukunft durch virtuelle Realität

Kompetenzzentrum Innovationen und Start-ups Neues Fenster zu "Kompetenzzentrum Innovationen und Start-ups".

Das Kompetenzzentrum der AHK Nigeria ist zentrale Anlaufstelle für Investitionsvorhaben in der digitalen Industrie.

Gone are the days where farming was associated with males only, schwarzafrikanische Bäuerin, Gewächshaustunnel

Kompetenzzentrum Agribusiness Neues Fenster zu "Kompetenzzentrum Agribusiness".

Das Kompetenzzentrum der AHK Nigeria bietet eine Informations- und Vernetzungsplattform für die nigerianische Agrar- und Nahrungsmittelindustrie.

Hafenarbeiter, Nambia

Kompetenzzentrum berufliche Bildung Neues Fenster zu "Kompetenzzentrum berufliche Bildung".

Mit dem Skills Experts Programm unterstützt das Kompetenzzentrum der AHK Nigeria Unternehmen und Bildungsanbieter.

Kontakte und weiterführende Links

Beratung für Ihr Nigeria-Geschäft

Ansprechpartner vor Ort

ahk-nigeria

Kontakt Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nigeria

Porträtfoto: Debra Egerue

Kontakt Debra Egerue

Porträtfoto: Daniel Merki

Kontakt Daniel Kwaku Merki

Kompetenzzentrum Innovationen und Start-ups Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nigeria +234 703 6202 482

E-Mail schreiben

Kontakt Sebastian Gläser

Business Scout for Development, Kompetenzzentrum Landwirtschaft Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nigeria

E-Mail schreiben

Kontakt Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Lagos

Nigeria +234 1 280 99 66

E-Mail schreiben

Weiterführende Informationen

Erfahrungsberichte von Unternehmen in Nigeria

Unternehmen geben Einblicke in ihr Nigeriageschäft: Wie läuft es vor Ort und welche Herausforderungen mussten sie bewältigen?

Umschalten: Klimafreundlicher Ausbau der Stromnetze in Afrika

Dilo bietet effizientes Gas-Handling für Schalterhersteller und Energieversorger. Die Geräte des deutschen Unternehmens kommen auch beim Ausbau der Stromnetze in Afrika gut an.

Siloanlage in Nigeria

Südwärts: Neue Märkte für deutsche Getreidetechnik in Afrika

Der deutsche Spezialist für Getreidetechnik Riela exportiert zunehmend nach Afrika. Dabei hilfreich sind Partner vor Ort und Angebote der deutschen Außenwirtschaftsförderung.

Frauen, die in Nigeria Getränkeflaschen sortieren | Kunststoffflaschen zur Abfüllung auf das Föderband.

Nigerias Getränkemarkt: Krones AG entscheidet sich für Lagos

In Westafrika werden Nahrungsmittel zunehmend vor Ort produziert. Die Krones AG hat die Marktchancen für sich erkannt und berichtet über Potenziale und Gründe für die...

Weitere Inhalte zum Thema: