Arbeiterin am Fließband einer Abfüllanlage für Milch in Sambia

Die AHK Ghana sieht derzeit gute Chancen für deutsche Unternehmen in Ghana, besonders entlang der Wertschöpfungskette in der Lebensmittelverarbeitung und -logistik. Durch die schnell wachsende Bevölkerung und die aufstrebende urbane Mittelschicht steigt die Nahrungsmittelnachfrage in Ghana – insbesondere nach hochwertigen verarbeiteten Produkten. Die Wertschöpfung ist hier noch vergleichsweise gering und die ghanaische Regierung fördert den Ausbau der Nahrungsmittelverarbeitung im Land.

Dabei spezialisieren sich jedoch nur wenige ghanaische Lebensmittelproduzenten innerhalb der Wertschöpfungskette. Häufig fehlen hochwertige Verpackungstechnologien, professionelle Lager-, Kühl- und Logistiksysteme. Für deutsche Firmen ergeben sich vor allem Chancen in den Bereichen Lebensmittellogistik, Kühlsysteme, Verpackungsmaschinen und Nahrungsmitteltransport.

Im Rahmen des Pilotprojekts Lebensmittelverarbeitungstechnik und -logistik des Wirtschaftsnetzwerks Afrika unterstützt Stefanie Simon deutsche Unternehmen mit Rat und Know-How. Im Interview fasst sie zusammen, worauf es ankommt und wofür es Unterstützung vom AHK-Büro in Ghana gibt. 

So schaffen Unternehmen den Markteintritt in Ghana

Frau Simon, was müssen deutsche Unternehmen mitbringen, um auf dem ghanaischen Markt erfolgreich zu sein?

Stefanie Simon, Leitung Kompetenzzentrum Private Sector Development and Projects AHK Ghana Stefanie Simon, Leitung Kompetenzzentrum Private Sector Development and Projects

Deutsche Unternehmen müssen die richtige Strategie finden, um Kunden zu überzeugen. Die Konkurrenz aus Asien, Südafrika und anderen europäischen Ländern ist stark und hat Ghana als Absatzmarkt und Zulieferer von Produkten für die heimischen Märkte entdeckt. Viele deutsche Unternehmen – wie zum Beispiel Solar Cooling Technologies – zeichnen sich durch Innovation und Qualität aus. Das muss man auch verkaufen. 

Ist es ratsam, das Land vor dem Markteintritt zu bereisen? 

Persönliche Beziehungen sind in Ghana sehr wichtig. Beim Umgang mit Geschäftspartnern und Behörden sind Unternehmen auf diese Beziehungen angewiesen. Auch eine virtuelle Beratung kann den persönlichen Eindruck, den man von einem Land gewinnt, selten ersetzen. Zudem ist Ghana – wenn nicht gerade eine weltweite Pandemie Schrecken verbreitet – ein spannendes Land, das sich lohnt zu bereisen.

Wie unterstützt die AHK deutsche Unternehmen, die sich für Ghana interessieren?

Für den Aufbau von Geschäftsbeziehungen steht unser Büro mit einem 20-köpfigen Team mit unterschiedlichen Schwerpunkten zur Verfügung. Von Marktrecherche über Geschäftspartnersuche bis hin zur individuellen Begleitung von Investoren und Delegationen sind wir gerne bereit, zu unterstützen. Natürlich auch über das Pilotprojekt hinweg.

Für welche deutschen Unternehmen ist eine Teilnahme an der kostenlosen Beratung innerhalb des Pilotprojekts sinnvoll?

Für alle Unternehmen, die expandieren möchten. 

Ghana bietet vielfältige Chancen für Anbieter von Technologien rund um die Wertschöpfungskette Lebensmittelverarbeitung und -logistik, aber auch für den Import und Export. Dass Ghana auch als Produktionsstätte interessant ist, beweist gerade das Unternehmen Fairafric, das eine eben solche für den Export von Schokolade nach Europa aufbaut. 

Wenn man dann noch ein gutes Finanzierungskonzept oder zusätzliche Leistungen wie Trainings anbieten kann, werden viele potenzielle Partner schnell aufmerksam.

Weitere Informationen

Das Interview führte Marie Scholz vom AHK-Büro Subsahara-Afrika in Berlin im September 2020.

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