Industriestandort und Handelsdrehscheibe Nordafrikas
Das Länderprofil wurde zuletzt im Juli 2020 aktualisiert.
Marokko etabliert sich als Industriestandort und Handelsdrehscheibe in Nordafrika. Dabei profitiert das Königreich von ausländischen Investitionen in die Automobil-, Nahrungsmittel- und Flugzeugteileindustrie. Auch der Tourismus entwickelte sich zuletzt wieder gut, was wichtig für Beschäftigung und Deviseneinnahmen ist. Mittelfristig will sich Marokko auch als Finanzstandort für das westliche Afrika etablieren.
Marokko ist für die deutsche Wirtschaft ein attraktiver Markt und Investitionsstandort. Dank einer wirtschaftsfreundlichen Reformpolitik sowie seiner erstklassigen Infrastruktur belegt das Königreich Rang 53 des Ease of Doing Business Index der Weltbank. Die fortschreitende Industrialisierung bietet gerade in Hochtechnologiebereichen wie der Automobilindustrie und der Luftfahrt sowie beim Thema Industrie 4.0 vielfältige Chancen. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien sowie eine tiefere Wertschöpfung in der Landwirtschaft sind weitere spannende Zukunftsthemen. Als Brücke zu Europa bietet sich die Wirtschafts- und Finanzmetropole Casablanca als Standort für die Regionen Nord- und Westafrika an.
SWOT-Analyse
Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken Marokkos als Wirtschaftsstandort: Eine Orientierungshilfe.
S (Strengths | Stärken)
Gutes Investitionsklima
Politische Stabilität
Freihandelsabkommen mit zahlreichen Partnern
Strategisch günstige Lage zwischen Europa und Afrika
W (Weaknesses | Schwächen)
Externe Abhängigkeiten (Energie- und Ausrüstungsimporte, Tourismus, Europa als Absatzmarkt)
Agrarsektor ist stark auf günstige Witterung angewiesen
Hohe Armutsquote
Industriesektor ist zu wenig verflochten
O (Opportunities | Chancen)
Weiterer Ausbau der Infrastruktur
Förderung von Erneuerbaren Energien
Plattform für Handel mit Afrika, insbesondere Westafrika
Beschaffungsmarkt für Industrieprodukte
T (Threats | Risiken)
Klimawandel
Soziale Spannungen
Abflauendes Wachstum in Europa könnte Industrieentwicklung bremsen
Potenzialbranchen
Automobilindustrie
PSA Peugeot wird 2019 die Produktion starten, Renault fertigt bereits den Dacia in Tanger. Die lokale Produktion von Batterien, Pkw-Innenausstattung, die Kunststoff-, Glas- sowie Metallverarbeitung nimmt zu.
Bauwirtschaft
Ausbau des Straßen- und Schienennetzes wird fortgesetzt. Chancen bieten sich in der Wasserwirtschaft und bei der Nutzung der erneuerbaren Energien.
Chemie
Steigerung der Phosphatproduktion und Verdoppelung der Düngermittelproduktion bis 2028. Aufbau einer Pharmazeutischen Industrie, zunächst vor allem für den Eigenbedarf.
Energieversorgung
Vorreiter für erneuerbare Energien, Anteil von 50 Prozent bei Erneuerbaren angestrebt. Bei fossiler Erzeugung steht Gas stärker im Fokus.
Flugzeugteileindustrie
Bis 2020 soll der Umsatz auf etwa 2,5 Milliarden Euro steigen und die Branche mehr als 200.000 Beschäftigte haben. Boeing ist seit 2016 aktiv und hat 120 Zulieferer angezogen.
Gesundheitswesen
Regierung hat Ausgaben für die Gesundheitsversorgung im Haushalt 2019 um etwa 10 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro erhöht. Mehrere Universitäts- und viele regionale Gesundheitszentren geplant.
Informations- und Kommunikationswirtschaft
IT-Offshoring wird laut Prognosen 2019 im zweistelligen Bereich zulegen. Ab 2020 soll 5G verfügbar sein.
Nahrungsmittelindustrie
Nach der Verabschiedung des Landeswirtschaftsabkommens erhöhte Nachfrage aus der EU erwartet. Zusätzlich investieren marokkanische Hersteller in Westafrika.
Textil- und Bekleidung
Steigende Produktionskosten in Asien und die zunehmende Bedeutung von Fast Fashion auf dem europäischen Markt rücken die nordafrikanischen Textilproduzenten stärker ins Rampenlicht.
Der Branchencheck-Marokko von Germany Trade & Invest enthält weitere Informationen zu den aktuellen Entwicklungen und Links zu ausführlichen Branchenberichten.
Marktzugang
Rechtliche Rahmenbedingungen
Ausländische Investoren treffen in Marokko auf ein vergleichbar liberales Umfeld. Insbesondere existiert kein Joint-Venture-Zwang. Ausnahmen gelten für den Abbau von Phosphat. Grundsätzlich dürfen Ausländer 100 Prozent der Anteile an marokkanischen Gesellschaften halten. Devisen können von Marokko frei ins Ausland überwiesen werden. Einige Auslandsüberweisungen muss jedoch das Office des Changes (Devisenbehörde) zuvor genehmigen. Deutschland und Marokko haben sowohl ein Investitionsschutzabkommen als auch ein Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen. Einen Überblick über die wichtigsten Rechtsgebiete für Ihr Marokko-Geschäft gibt die GTAI-Publikation Recht kompakt Marokko.
Zoll- und Einfuhrregelungen
Bei der Einfuhr von Waren nach Marokko sind eine Vielzahl von Vorschriften und Regelungen zu beachten. Die frühzeitige Information über Einfuhrverfahren, zu zahlende Abgaben und mögliche Verbote und Beschränkungen hilft, Verzögerungen an der Grenze und damit zusätzliche Kosten zu vermeiden. Einen Überblick über die wichtigsten Zoll- und Einfuhrregelungen gibt die GTAI-Publikation Zoll und Einfuhr Kompakt Marokko.
Arbeitsmarkt und Löhne
Die Fluktuation ist in Marokko hoch, das Gehaltsgefüge undurchsichtig. Unternehmen vor Ort beschreiben es als schwierig, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und zu halten. Gleichzeitig fühlen sich viele, vor allem junge Menschen überqualifiziert und unterbezahlt.
Einen detaillierten Überblick über die Lage am Arbeitsmarkt, Löhne und den arbeitsrechtlichen Rahmen in Marokko gibt die GTAI-Publikation Lohn- und Lohnnebenkosten Marokko.
Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen
In Marokko engagieren sich verschiedenste Geber. An erster Stelle EU-Institutionen, aber auch die Weltbank, die französische Agence Française de Développement oder die Vereinten Nationen stellen Finanzierung für öffentliche Vorhaben bereit. Schwerpunkte der deutschen bilateralen Zusammenarbeit sind die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigungsförderung, erneuerbare Energien und Wasser. Zur Umsetzung all dieser Vorhaben werden viele Aufträge international ausgeschrieben. Auch deutsche Unternehmen können davon profitieren. Im Jahr 2018 gab es die meisten internationalen Ausschreibungen zu Consultingleistungen und im Bereich Wasser und Abwasser.
Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika unterstützt mit einem Pilotprojekt Unternehmen der deutschen Gesundheitsindustrie beim Markteintritt in Marokko. Im Rahmen einer Marktstudie von Germany Trade & Invest wurden Geschäftschancen für deutsche Firmen in Marokko identifiziert. Weitere Angebote des Pilotprojekts waren ein Webinar, eine Informationsveranstaltung sowie Markterkundungsreise im Jahr 2020. Interessierte Unternehmen werden vom Wirtschaftsnetzwerk Afrika umfassend hinsichtlich einer möglichen Investition beraten und beim Markteintritt begleitet.
Marktstudie: "Marokkos Gesundheitswirtschaft auf dem Weg der Besserung"
Marokko sticht durch seine Nähe zur EU und politische Stabilität als attraktiver Auslandsmarkt hervor. Insbesondere in der Gesundheitswirtschaft können sich Chancen für deutsche Unternehmen ergeben. Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika unterstützt im Rahmen der Pilotprojekte deutsche Unternehmen der Gesundheitswirtschaft beim Markteintritt und Ausbau ihrer Geschäftsaktivitäten in Marokko.
Konkrete Chancen für deutsche Unternehmen in Marokkos Gesundheitssektor waren Thema verschiedener Veranstaltungen des Wirtschaftsnetzwerks Afrika. Die Aufzeichnung des Webinars zur Gesundheitswirtschaft in Marokko können Sie sich hier nachträglich ansehen.
Individuelle Beratung
Im Rahmen des Pilotprojekts zur Gesundheitswirtschaft in Marokko können Unternehmen noch bis Ende 2020 bis zu 40 Stunden kostenlose individuelle Beratung in Anspruch nehmen. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie bei der Geschäftsstelle Wirtschaftsnetzwerk Afrika.
Erfahrungsberichte von Unternehmen
Aus den Erfahrungen anderer Unternehmen in Afrika lernen – unter diesem Motto steht unsere Rubrik Erfahrungsberichte. Hier finden Sie "real practices" von Unternehmen in Marokko.
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