Afrika ist reich an erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wasser, Wind oder Biomasse. Eine der zentralen Herausforderungen des Kontinents ist es, mit nachhaltigen Lösungen und dem richtigen Mix den wachsenden Energiebedarf zu decken. Einzelne Länder zeigen, dass es geht: Mit gezielten Investitionen kann die Stromversorgung innerhalb kurzer Zeit erheblich verbessert werden. Im Ausbau der erneuerbaren Energien sowie bei der Erzeugung von Wasserstoff liegen beträchtliche Chancen.
Mehr als 40 Prozent der afrikanischen Bevölkerung haben noch keinen Zugang zu Strom. Doch die regionalen Unterschiede sind erheblich: Während in Subsahara-Afrika die Mehrheit keine Steckdose in den eigenen vier Wänden hat, sind in Nordafrika praktisch alle Menschen mit Strom versorgt. Dabei konnten in den vergangenen Jahren dank gezielter Investitionen auch die ländlichen Regionen erfolgreich an das öffentliche Stromnetz angeschlossen werden.
Die Ausbeutung von Energierohstoffen wie Erdöl, Erdgas und Kohle ist in Afrika noch nicht so weit entwickelt wie in anderen Regionen der Welt. Staaten wie Algerien oder Nigeria liefern zwar seit Jahrzehnten ihr Erdöl und Erdgas an internationale Kunden. Aber viele Reserven sind – mit wenigen Ausnahmen, etwa zuletzt in Mosambik – bisher weder gesucht noch entdeckt worden. Die stark gefallenen Produktionskosten für Energie aus Solar und Wind verschaffen Afrika die Möglichkeit, vermehrt in regenerative Energien zu investieren. Damit entsteht ein erhebliches Potenzial für die Erzeugung von Wasserstoff.
Die beträchtlichen erneuerbaren Energieressourcen wie auch die geographische Nähe zu Europa versetzen Afrika in die Lage, künftig eine wichtige Rolle im globalen Handel mit nachhaltiger Energie spielen zu können. Diese Entwicklung bietet zahlreiche Chancen für die deutschen Unternehmen. Ihre Anlagen sind gefragt, die Technologie für den Ausbau der Stromnetze gewünscht und das Know-how im Dienstleistungssektor schon jetzt häufig im Einsatz.
Quellen: IEA; Global Infrastructure Outlook; Weltbank 2023
Potenzialmärkte für Energiewirtschaft in Afrika
Ägypten
In Oberägypten soll ein Windpark mit 10 Gigawatt Leistung entstehen – ein Megaprojekt. Große Solar- und Windstromkapazitäten verheißen zudem viel Potenzial für die Produktion von grünem Wasserstoff. Pilotprojekte mit Siemens Energy wurden bereits vereinbart. Für grünen Strom erhält das Land 10 Milliarden US-Dollar. Damit sollen 5 Gigawatt aus alten Gaskraftwerken durch Wind- und Solarkapazitäten ersetzt werden. Nach wie vor spielt Erdgas eine große Rolle.
Äthiopien
Äthiopien hat Überkapazitäten und liefert Strom an die Nachbarländer Kenia, Dschibuti und Sudan. Das Land treibt Wasserkraftprojekte sowie Geothermie- und Windkraftanlagen voran. Ein Großteil der Turbinen für das GERD-Staudammprojekt kommt aus Deutschland. Drei Windfarmen laufen bereits, zwei weitere befinden sich im Bau. Auch Erdwärme-Bohrungen gehen voran. Ab 2026 soll zudem grüner Wasserstoff hergestellt werden.
Marokko
Annähernd 10 Milliarden US-Dollar werden 2024 in Energieprojekte investiert, 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Die marokkanische Regierung legt ein hohes Tempo vor: Bis 2030 sollen unter anderem 12 neue Windparks entstehen. Aufgrund seines außergewöhnlichen Potenzials für die Stromgewinnung aus Solar und Wind ist das Königreich prädestiniert für die Produktion und den Export von grünem Wasserstoff. Marokko drängt allerdings auf eine europäische Abnahmeverpflichtung. Seit 2020 besteht eine deutsch-marokkanische Wasserstoffpartnerschaft.
Demokratische Republik Kongo
Die Demokratische Republik Kongo könnte ein kostengünstiger und emissionsarmer Produzent von Kathodenvorläufermaterial für Lithium-Ionen-Batterien werden. Kathoden sind ein entscheidender Bestandteil von Batterien für Elektrofahrzeuge. Das afrikanische Land verfügt über reichhaltige Kobaltvorkommen und das Potenzial für Wasserkraft als klimafreundliche Energiequelle ist enorm. Die Demokratische Republik Kongo gilt als das rohstoffreichste Land des afrikanischen Kontinents.
Kenia
Erneuerbare Energien machen etwa 95 Prozent der Erzeugungsleistung aus, vor allem Geothermie ist interessant. Hier liegt das Potenzial bei 10.000 Megawatt. Die Leistungen von Wasser-, Solar- und Windkraft sind eher schwankend. Für Zulieferer, Projektentwickler, EPC-Anbieter (Engineering, Procurement and Construction) und Betreiber von Kraftwerken gewinnt Kenias Strommarkt zunehmend an Interesse. Insbesondere Zulieferer siedeln sich in Nairobi an, um Energieprojekte in Ostafrika zu bedienen. Auch in Übertragungsleitungen wird investiert, seit Ende 2022 besteht eine Hochspannungsleitung Richtung Äthiopien.
Mosambik
Mosambik könnte zu einem der größten Exporteure von Flüssiggas weltweit aufsteigen. Umfangreiche Erdgaslagerstätten liegen vor der Küste der konfliktreichen nördlichen Provinz Cabo Delgado. Vorkommen von Steinkohle und Erdgas, wenig ausgeschöpftes Potenzial in der Wasserkraft und gute Voraussetzungen für Solarenergie machen Mosambik zu einem potenziellen Energielieferanten im südlichen Afrika.
Namibia
Namibia liberalisiert den Strommarkt schrittweise. Die größten Profiteure sind die erneuerbaren Energien. Shopping-Malls, Fabriken und landwirtschaftliche Betriebe errichten zunehmend Photovoltaikanlagen. Der Tourismus hat in Solartechnik investiert. Neben Solar und Wind gewinnen auch die Bioenergie (invasives Buschholz) und die Errichtung von Mini-Wasserkraftwerken an Bedeutung.
Cabo Verde
Der Inselstaat erhält 246 Millionen Euro aus der Global-Gateway-Initiative. Damit soll auch der Bereich erneuerbare Energien ausgebaut werden: Geplant sind zwei neue 5 Megawatt-Windkraftanlagen und ein Energiespeicher (5 Megawattstunden) sowie die Errichtung eines Pumpspeicherwerks. Bis 2030 sollen laut Regierung 55 Prozent der Stromerzeugung aus Erneuerbaren stammen. Ein ehrgeiziges Ziel – bisher stammt die Energie größtenteils aus importiertem Erdöl.
Angola
Angola bietet großes Potenzial bei grünem Wasserstoff. Bisher ist Erdöl der wichtigste Devisenbringer. Die deutschen Unternehmen Gauff und Conjucta arbeiten mit der angolanischen Ölgesellschaft zusammen. Ziel ist der Export von Ammoniak ab 2025 nach Deutschland. Energiequelle für die Elektrolyse-Anlagen sollen Wasserkraftwerke sein. Seit Mai 2022 gibt es in Angola ein Wasserstoffbüro als Anlaufstelle für deutsche Unternehmen.
Ghana
Die ghanaische Regierung hat die Rahmenbedingungen für die Nutzung von Solarenergie verbessert. Nachfrage gibt es vor allem bei Photovoltaikanlagen für den Eigenverbrauch. Dies betrifft insbesondere die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Auch die Projektberatung, Bauüberwachung und der Netzausbau sind interessante Geschäftsfelder. Deutsche Unternehmen können von den zahlreichen Geberprojekten profitieren.
Liberia
Liberias Stromsektor hat großen Nachholbedarf, die Elektrifizierungsrate beträgt bisher nur 30 Prozent. Nun plant das Land den Bau eines riesigen Wasserkraftwerks mit 150 Megawatt Kapazität: Für das Saint Paul River II-Projekt soll ein Staudamm sowie ein großes Wasserrückhaltebecken entstehen. Deutsche Unternehmen können hier Turbinen, Generatoren und Leittechnik zuliefern oder in den Bereichen Betrieb und Wartung punkten. Ebenso entsteht ein erstes Solarkraftwerk am Ufer des Flusses.
Weitere Märkte
Germany Trade & Invest (GTAI) bietet weitergehende Informationen zur Energiewirtschaft in Afrika. Die Berichte beleuchten neben der Marktentwicklung auch politische Rahmenbedingungen, aktuelle und geplante Projekte sowie Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.
Kennzahlen für die Energiewirtschaft in ausgewählten Märkten in Afrika
Erneuerbare Energien in Afrika im Ländervergleich
Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen in der Energiewirtschaft in Afrika
Internationale Geber finanzieren viele staatliche Energieprojekte in Afrika. Das betrifft zum einen Investitionen in erneuerbare Energien, Stromnetze, Umspannwerke und die Modernisierung von Kraftwerken. Zum anderen fördern die Geber Maßnahmen für mehr Energieeffizienz in allen Branchen.
Aktuelle Veranstaltungen zur Energiewirtschaft in Afrika
Delegationsreise des Bayerischen Wirtschaftsministeriums nach Ägypten und Marokko
unter der Leitung von Staatsminister Hubert Aiwanger
Grüner Wasserstoff in Sambia
German Training Week im Rahmen des Projektentwicklungsprogramms (PEP)
Netzintegration von erneuerbaren Energien und Netzinfrastruktur (inkl. Speicher) in Kenia
Wasserstofftechnologie in Kenia
German Training Week im Rahmen des Projektentwicklungsprogramms (PEP)
Projektentwicklung für Grünen Wasserstoff in Ghana
German Training Week im Rahmen des Projektentwicklungsprogramms (PEP)
Energieeffizienzmaßnahmen für die Industrie und Gewerbe im Senegal
Green City Kigali
Informationsveranstaltung
Energiemarktreformen zur Privatsektorbeteiligung mit erneuerbaren Energien (inkl. dezentrale Netze) in Nigeria
The Future Energy Show MENA
Projektentwicklung Grüner Wasserstoff in Nigeria
German Training Week im Rahmen des Projektentwicklungsprogramms (PEP)
Enlit Africa 2025
Internationale Fachmesse für Energiegewinnung, erneuerbare Energien und Energieeffizienz
Dekarbonisierung der Industrie mittels erneuerbarer Energien und grünem Wasserstoff in Namibia und Südafrika
Ansprechpartner für die Energiewirtschaft
Kontakt Andrew Aryee
Leiter Kompetenzzentrum Energie und Umwelt Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nigeria
E-Mail schreibenKontakt Flurina Graf Ackah
Leiterin Kompetenzzentrum Energie und Umwelt Delegation der Deutschen Wirtschaft in Ghana
E-Mail schreibenKontakt Jens Hauser
Kompetenzzentrum Klima und Umwelt Deutsche Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika +27 21422 3311
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